Ein stressfreies Wochenbett – aber wie!?

Das wird toll, schwärmt eine werdende Mutter beim Vorgespräch, als wir auf’s Thema Wochenbett zu sprechen kommen. Ich werde viel Schlafen, endlich mal ganz viel Zeit mit meinem Partner haben – der auch frei hat – in Ruhe die Geburtsanzeigen schreiben und mich mal richtig betutteln lassen. Alle, die schon Kinder haben, schmunzeln jetzt bestimmt.

Was passiert im Wochenbett?

Das Wochenbett – beginnt nach der Geburt und endet nach acht Wochen – ist  eine besondere Zeit: Meistens eine Mischung aus besonders schön und besonders anstrengend.  Für die Mutter bedeutet das eine riesengroße Umstellung. Einerseits durch körperliche Veränderungen wie Hormonschwankungen, Rückbildungsvorgänge, Wundheilungsprozesse und dem „Milcheinschuß“. Andererseits durch das Kind selber. Es will gestillt, gewickelt, und gekuschelt werden. Es hat vielleicht auch mal Bauchschmerzen. Es richtet sich mit seinen Bedürfnissen weder nach Tageszeiten, noch nach dem elterlichen Rhythmus. Dieser muss dann im Wochenbett erst wieder neu gefunden werden. Außerdem wird oft noch die Geburt selbst verdaut. All das braucht Zeit und Raum.

Hauptsache Ruhe

Wenn ich zum Hausbesuch komme, ist es den Paaren oft unangenehm, dass ich sie noch im Schlafanzug, im Chaos vorfinde. Das braucht es nicht sein. Das ist ganz normal! Im Gegenteil: es kann ruhig alles liegen bleiben, solange das Ausruhen nicht zu kurz kommt. Die Zeit heißt ja nicht umsonst WochenBETT. Früher gab es zum Schutz der Frauen strenge Gebote und das Wochenbett war für Viele als willkommene Pause zwischen all der harten Arbeit wirklich die schönste Zeit im Leben. Heute arbeiten wir in der Regel körperlich nicht mehr so schwer, müssen dafür aber in allen Lebenslagen perfekt funktionieren. Sich wirklich mal, zumindest eine Woche lang, weitestgehend ins Bett zu legen, fällt den meisten Frauen schwer. Und dabei ist genau das der Trick! Wer sich in den ersten Tagen gut schont, ist schneller wieder fit. Schon oft habe ich erlebt, dass sich der Körper sein Recht holt: Ruht die Frau nicht von selbst genug, gibt es Rückbildungsprobleme, Stillprobleme oder Wundheilungsstörungen. Dann verlängert sich die Zeit unfreiwillig.

Empfehlung

Also, ihr Wöchnerinnen: Ab ins Bett! Laßt euch Essen kochen und Getränke anreichen. Wie die Wohnung aussieht ist egal. Aufräumen kann man später noch. Stillt in Ruhe. Kuschelt und bondet (Verbindung aufbauen, verlieben) nach Herzenslust. Schlaft soviel ihr könnt. Wenn es Nachts nichts wird, dann halt tags über. Steht nur zum Essen, Toilettengang und Duschen auf. Wickeln kann erst mal euer Partner üben. Und ihr werdet sehen, in Nullkommanix seid ihr wieder fit.

Hebammenhilfe

Natürlich steht euch zu Hause Hebammenhilfe zu. Und zwar:
– bis zum 10. Tag jeweils 1 x täglich
– 16 weitere Besuche bis das Kind acht Wochen alt ist.
– acht zusätzliche Termine bei Still- oder Ernährungsproblemen
– wenn nötig weitere Termine nach Verordnung vom Arzt

Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, mit all den Anforderungen, kommt dem Wochenbett also eine ganz besondere Bedeutung zu.
Freut ihr euch darauf, oder habt für sowas gar keine Zeit, weil der Job ruft?

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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10 Kommentare
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    Simone sagte:

    Hallo Jana,

    ich bin über meine Cousine auf Ihren Blog aufmerksam gemacht worden und muss wirklich sagen: Ihr “Baby” ist toll geworden 🙂
    Ich wollte zu dem Thema Wochenbett einfach mal meinen “Senf” dazu geben 🙂
    Bei uns war das leider alles etwas anders….geradezu unschön, muss ich leider sagen.
    Unsere Kleine hat leider die ersten 3-4 Monate nur geschrien und das in einer Tonlage, dass einem schwindelig wurde. Und leider auch den ganzen Tag lang….naja und deshalb war nicht viel mit im Bett liegen, kuscheln und stillen, was ich persönlich sehr schade fand und finde. Irgendwie stimmt es mich nahezu etwas traurig, wenn ich lese, wie es ja eigentlich sein sollte und sein kann im Wochenbett.
    Wir sind dagegen nur mit dem Kinderwagen durch die Kälte gerannt (Unsere Tochter ist ein Winterbaby), weil das das einzige war, was geholfen hat. Leider klappte das Stillen nach einigen Wochen auch nicht mehr wirklich – die Kleine schrie die Brust an, anstatt an ihr zu trinken 🙁
    Somit blieb uns ja nur noch das Kinderwagen – Schuckeln ….

    Deshalb kann ich nur sagen:
    Wenn das Kind “mitspielt” :-), man nicht ganz fix wieder arbeiten oder studieren muss und vielleicht auch noch ne liebe Familie im Hintergrund hat, die einem hilft, sollte man unbedingt diese Zeit nutzen und die schönen Momente aufsaugen und sich lange an die wunderbare erste, magische Zeit erinnern!!!!
    Ich hoffe jedenfalls, dass mein zweites Kind die Welt nicht mit so vielen Tränen begrüßt und ich somit auch das Wochenbett richtig ausschöpfen kann 🙂

    VLG von Simone

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  2. Avatar
    Jana Friedrich sagte:

    Liebe Simone,
    es freut mich, dass dir mein „Baby“ gefällt, und danke für deinen „Senf“. 😉

    Schade, dass eure Wochenbettzeit so überschattet war. Hört sich ja fast an, als hättet ihr ein „Schreikind“ gehabt? Hattet ihr eine Hebamme? Habt ihr euer Baby mal einem Osteopathen vorgestellt? Schreiambulanz? Stillberatung? Man kann nicht immer jedes Problem lösen, aber es hört sich für mich so an, als ob du in der Zeit etwas alleine warst.
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim nächsten Mal! Hier noch einige Tips, damit das auch klappt: Such dir bitte früh eine Hebamme und besprich mit ihr die Probleme, die du mit deiner Tochter hattest. Sollte es wieder schwierig werden, wende dich zusätzlich an die oben benannten Institutionen. Und – ganz wichtig – da du schon ein Kind hast, steht dir bei Problemen eine Haushaltshilfe zu. Diese werden beispielsweise von den Nachbarschaftszentren vermittelt und von deiner Krankenkasse bezahlt. Die Haushaltshilfe kann sich dann um deine Tochter und den Haushalt kümmern, während du im Bett bondest.

    Wahrscheinlich wird aber dein nächstes Wochenbett ein Spaziergang. Die volle Packung gibt es in der Regel nur einmal.

    Ganz liebe Grüße
    Jana

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    Simone Fröhlich sagte:

    Hallo liebe Jana,

    🙂 Ja, zumindest hatte unsere Maus auch schon beim Kinderarzt den Stempel “Schreibaby” auf der Stirn 🙂
    Wir hatten schon sehr früh (in der 13.SSW organisiert) sogar zwei ganz wunderbare Hebammen, die uns auch wirklich alle möglichen Tipps und Hilfen gegeben haben. Und wir waren auch sehr früh, auf Anraten unserer Kinderärztin, bei einem Orthopäden für Babys, welcher dann eine Atlastherapie durchführte, weil die Kleine das sogenanntes KISS-Syndrom hatte. Zusätzlich kam dann noch die Behandlung beim Osteopathen, Physiotherapie etc. dazu 🙂
    Also wir haben schon einiges versucht und haben auch Hilfe von der Familie angenommen, besonders im frühen Wochenbett. Leider hilft das eben auch nur in bestimmten Bereichen….die Sorge, weshalb das neue Familienmitglied die Welt scheinbar nur ankreischen will bleibt natürlich
    🙁
    Wahrscheinlich war sie wirklich mit der Tatsache, nun extrauterin weiter zu leben nicht sehr einverstanden 😀
    Aber vielleicht war es auch so, dass sie einfach von meiner Milch nicht ausreichend satt war….denn trotz ständigem Anlegen und entsprechender Ernährung, inklusive exzessivem Malzbiergenuss :-), war da nicht so viel …

    Wie auch immer, diese Zeit ist nun vorbei und wir sind froh, dass wir ein immer noch sehr aktives und lautes Mädel haben, das deutlich zeigt, wenn ihr was nicht passt 🙂 Und mein Partner hat mich auch immer 120% unterstützt – ohne ihn wär ich wahrscheinlich verzweifelt!!!

    Und mich beruhigt wirklich, dass auch Du sagst, dass es die “volle Packung” meist nur einmal gibt *ich bete dafür* 😀

    Ganz liebe Grüße

    Simone

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  4. Avatar
    Uli sagte:

    Leider war bei uns nicht viel mit Wochenbett-Ruhe. Gefühlt kam jede Woche ein Stadtteil zu Besuch um unseren Schatz zu sehen und ich (mein Freund) hab es dummerweise auch zugelassen. Es hat mich und unser Baby unnötig gestresst, er hat eh schon viel geschrien und mein Nervenkostüm war dementsprechend seeehr dünn. Ich war immer froh wenn sie die Tür hinter sich geschlossen haben und ich wieder in Ruhe stillen konnte. Also jedem dem es noch bevorsteht, wünsche ich die kraft den Haushalt wirklich links liegen zu lassen und die Anrufe und Klingelei zu ignorieren.

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    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Ja, es ist wirklich schwer alles liegen zu lassen und vor allem den Besuch ab zu wehren. Alle freuen sich ja mit einem und man ist stolz und will das Baby auch zeigen. Aber alles zu seiner Zeit. Am besten schon vorher eine klare Ansage machen, oder alle auf einmal zum Baby ansehen einladen : Kurz und schmerzlos!

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  5. Avatar
    Sina sagte:

    Hallo,
    wir hatten auch ein Schreibaby und somit war das Wochenbett bis zur 13. Woche eigentlich eher Grenzwertig! Zum Glück haben wir schon während der Schwangerschaft klargemacht, dass Besuch nur geduldet wird wenn wir es ausdrücklich erlauben.
    Alles in allem empfand ich die Zeit als total heftig. Ich weiß garnicht wer mehr geweint hat, meine Maus oder ich. Durch den ganzen Streß hatte ich dann auch noch fünf Brustentzündungen mit 40 Fieber .
    Ich habe sie also ca drei Stunden pro Tag getragen, bis sie geschlafen hat und habe mich dann mit ihr zusammen hingelegt. Duschen ging oft nur wenn mein Mann oder meine Hebamme kurz aufgepasst bzw mit ihr umher spaziert sind. Ich musste dann einmal wöchentlich zur Schreiambulanz, die ich sehr hilfreich fand. Dort wurde mir erstmal erzählt, dass ich sie in meinem Arm ab und zu mal weinen lassen soll, weil das ihr “erzählen” war. Ich setzte mich also jeden Abend mit ihr ins Bett ( mit ein bisschen Schokolade) und hörte ihr beim weinen zu. Es war so grauenvoll sie so zu sehen. Das Wünsche ich keiner Mutter.
    Heute ist sie sechs Monate alt und ein unglaublich glückliches und zufriedenes Baby. Ich sage immer:” ich war 12 Wochen länger schwanger “! Ich habe sie quasi nur getragen, gestillt und gekuschelt.
    Mein Wochenbett war ziemlich gut geplant, doch half es letztendlich alles nichts :/
    Ich schaue genau wie Simone sehr traurig auf die ersten Wochen zurück. Hatte mir das natürlich wie jede Schwangere alles ganz Romantisch ausgemalt.
    Mein zweites Kind möchte ich unbedingt Zuhause zur Welt bringen, denn ich denke ein paar Fehler in der Klinik haben das ganze noch begünstigt. Meine Wochenbett würde ich allerdings genauso planen und einfach hoffen, dass es beim nächsten mal besser wird 🙂

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    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Liebe Sina, Oh la la, da hast du ja ganz schön was mitgemacht :-(. Ja, manchmal ist alles perfekt geplant und trotzdem schwer. Aber du hast es toll gemacht, finde ich.
      Es wird ganz bestimmt nächstes Mal einfacher: Die pflegeleichten Zweiten!
      Liebe Grüße!

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  1. […] sie einen wichtigen Termin an der Uni hatte, zu dem sie ihr Baby nicht mitnehmen wollte. Das ist im Wochenbett nicht ideal, aber manchmal muss man die Dinge eben so nehmen, wie sie kommen. Außerdem verlief […]

  2. […] Klinik solltest du erst einmal einige Gänge zurückschalten. Noch einmal ruhig werden. Denn die Signale des Wochenbetts – deine eigenen Signale und die deines Babys – sind in dieser Zeit erst einmal fein und leise. […]

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