Zeitreise ins #Familienalbum der 70er Jahre – aus Hebammensicht

Fragt ihr euch auch manchmal, wie das Kinderkriegen und Elternwerden für eure Eltern damals war? Was hat sich inzwischen verändert und was war so ganz anders? Was fanden wir selbst als Kind toll und würden es heute aber bei unseren eigenen Kindern gar nicht mehr so gut finden?
Mit diesem Artikel nehme ich an der „Blogparade #Familienalbum: Unsere Kindheit der 70er und 80er Jahre“ von Frau Mutter teil, die sich Anfang der Woche beim Ansehen ihrer Kinderfotoalben ähnliche Fragen stellte. Ich vermute aber, dass sie über die Blogparade nur an die ganzen schlimmen Kinderfotos von uns ran wollte. 😉 Kein Problem, hab ich! Hier kommt mein Familienalbum als kleine Zeitreise und natürlich hab ich das Ganze auch ein bisschen aus Hebammensicht kommentiert.

Väter im Kreißsaal

Ich bin 1972 geboren. Damals waren Väter in Kreißsäalen noch eher unüblich. Mein Vater durfte aber dabei sein, da man ihm als angehenden Arzt die Anwesenheit in diesem Refugium zutraute.
→ Väter im Kreißsaal haben sich als Standard glücklicherweise durchgesetzt.

Stillkinder

Ich hatte das Glück gestillt zu werden. Das war zu der Zeit gar nicht so üblich. Erstens galt es schon fast als Statussymbol, sich Flaschennahrung zu leisten, und zweitens wurde ich ja mitten in die Frauenbewegung hinein geboren. Alles was Frauen unabhängiger machte, wurde erst einmal begrüßt. Allerdings hätte meine Mutter dann irgendwann Stillhilfe gebraucht. Damals war die Hebammenhilfe aber noch nicht so ausgebaut, wie sie das heute (noch) ist. Daher gab es keine Hebamme, geschweige denn eine Laktationsberaterin, die ihr weiter helfen konnte und sie musste früher als sie das wollte abstillen.
In den 80er Jahren gab es dann zwar einen Still-Aufwärtstrend, der aber 1986, durch Tschernobyl, wieder einen ordentlichen Dämpfer bekam. Alle testeten plötzlich ihre Milch. Ob die Werte in der Kunstnahrung besser waren?
→ Inzwischen wissen wohl alle um die Vorteile des Stillens und können unbehelligt selbst entscheiden, ob und wie lange sie das tun. Und Stillhilfe kann man inzwischen natürlich auch in Anspruch nehmen.

Generationentreff

Drei Generationen – Schade, dass meine Mutter die Sonnenbrille nicht mehr hat! #Stylomat

Vereinbarkeit

Meine Eltern haben mich – aus heutiger Sicht sehr jung – mit 22 bzw. 23 Jahren bekommen. Sie hatten gerade (nach einer Ausbildung und dem zweiten Bildungsweg) ihr Studium in Berlin begonnen. Ihre Eltern lebten in einer anderen Stadt. Kinderbetreuungstechnisch waren sie auf sich allein gestellt. Meine Mutter studierte Psychologie und nahm mich oft einfach mit in die Vorlesung. Anfangs schlief ich ja noch viel; später spielte ich unter den Tischen. Kein Prof. hätte es zu der Zeit gewagt, das zu kritisieren, hätten die Studentinnen ihn doch sofort als Sexist oder Chauvinist oder Ähnliches beschimpft. Meine Eltern wechselten sich ab, aber bei den Medizinern ging das wohl nicht so gut. Es gab auch Kommilitoninnen, die mich in ihren Freizeistunden betreuten. Später kam ein Kinderladen dazu.
→Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern gibt es bekanntlich weiterhin noch viel zu tun.

Tragen

Meine Eltern hatten einen üblichen Kinderwagen. Für die Stadt erschien ihnen das sinnvoll. Da aber beide sehr reisefreudig mit „Ente“ oder trampend unterwegs waren, und ich immer mitgenommen wurde, kam irgendwann die Idee auf, mich irgendwie mehr zu tragen.
Es gab dann in der „Brigitte“ ein Schnittmuster für eine Babytrage, die von meiner Mutter nachgenäht wurde. Das sah dann so aus (hier beim Sammeln von Kräutern fürs Abendessen, in der Provence):

Tragetuch nach Brigitte Schnittmuster

Ich kann stolz behaupten: Mein Vater war einer der ersten Trage-Papas.

Mit der selbstgenähten Babytrage war es dann möglich, längere Touren in entlegenere Regionen zu unternehmen.
→Das waren echt Trendsetter, oder? Aber ein bisschen haben sich die Tragesysteme inzwischen schon weiterentwickelt… #Tragetrends

Transport

Babyschale – hä? Sowas gab es nicht. Ich lag in einem Körbchen auf der Rückbank. Manchmal ganz schön eingebaut:

Kofferraum

gut verpackt in der Ente

In diesem Auto fanden übrigens meine ersten Reisen statt. Während meine Eltern am Strand zelteten, schlief ich im Körbchen. Im Auto! Einmal wurde nachts in die „Ente“ eingebrochen. Ich stelle mir vor, wie überrascht der Dieb war, dort ein Kind vorzufinden. Aber hey, ich bin noch da!
→Ich hätte mein Baby niemals ohne Babyschale transportiert! Und bekomme auch regelmäßig schlechte Laune, wenn Eltern ihre Neugeborenen vom Kreißsaal aus einfach so nach Hause fahren. Aber das Verkehrsaufkommen ist ja auch echt ein anderes geworden…

Wickeln

Meine Eltern haben Stoffwindeln benutzt. Einfach Mullwindeln, zusammengerollt auf einer Art Plastikfolie, die seitlich zu knoten war. Zur Not kann man diese Variante mit einer Plastiktüte nachbauen. Oder sie haben wasserfeste Überhosen benutzt. Oder Sie haben, wie man hier sieht, einfach „Windelfrei“ praktiziert.

Windelfrei

Windelfrei auf dem Gehweg.

→Hat sich doch kaum was verändert… Windelfrei ist heute wieder voll im Kommen! Aber was mach ich denn da nur mit den Schraubenziehern!?

Spielplätze

…gab es natürlich auch. Aber meistens haben wir uns in der Nähe oder im Hof was zum Spielen gesucht. Meine Eltern haben mir ziemlich viel zugetraut. Auf Bäume oder Laternen klettern…

Kletterakt

Hier bin ich mit drei Jahren, im Urlaub auf einem Wassertank.

→Ganz so cool wär ich ja nicht gewesen.

Kinderbetreuung

Direkt an die Uni angegliedert wurde damals das TU-Kinderhaus von StudentInnen gegründet. Es war einer der ersten Kinderläden. Völlig selbstorganisiert, mit extrem viel Elterneinsatz. Wir waren viel draußen unterwegs. Im Kinderhaus selbst hatten wir ziemliche Narrenfreiheit. Antiautoritäre Kindererziehung eben. Wir durften Wände anmalen – ab und zu wurden sie im Elterneinsatz wieder übergestrichen. Wir matschten nackig im Sand und erzogen uns selbst, denn eingegriffen wurde in unsere Aktionen nur im Notfall. Also bei drohender Lebensgefahr, vermute ich mal.

Schaukel ohne Din & TÜV

Schaukel: Nicht DIN-genormt und TÜV-geprüft, aber völlig ausreichend.

→Ich bin auch für viel selbstständiges Agieren und nicht zu viel strukturiertes Spielen. Denn ich denke, dass man die eigene Kreativität nur in der „Langeweile“ wirklich entdecken kann. Ohne „Arbeitsanweisung“ entstehen doch immer die tollsten Spiele! Es muss ja nicht gleich vollkommen antiautoritär sein…

Straßenkindheit

Ansonsten hatte ich eine echte Straßen- bzw. Hinterhofskindheit. Wir haben in einiges Wohngemeinschaften gewohnt. Wie das so war, habe ich hier schon einmal in einem Interview berichtet. Nachmittags waren wir eigentlich immer im Rudel unterwegs. Ich ging raus und traf immer ein bis viele andere Kinder aus der Nachbarschaft. Wir schaukelten an den Teppichklopfstangen im Hof oder stromerten einfach durch die Straßen. Dort brachten wir uns gegenseitig Fahrradfahren (auf viel zu großen Herrenrädern) und Rollschuhfahren bei. Wenn es dunkel wurde, mussten wir nach Hause. Ansonsten waren wir auf uns gestellt. Ich kann es mir heute nicht vorstellen, aber ich bin mit vier Jahren alleine U-Bahn gefahren – z.B. ins Kino zu Pipi Langstrumpf. Mamma!

Dreibeinlauf

Dreibeinlaufen mit dem Kumpel auf einem Straßenfest

→Draußen unter Gleichaltrigen spielen, ohne elterliche Überwachung, ist heute ja ziemlich aus der Mode gekommen. Dabei finde ich es sehr gut, wenn Kinder diese unbeobachteten Zeiten miteinander haben. Glücklicherweise haben wir selbst, vor ein paar Jahren – als die Kinder noch klein waren – auch ein paar wunderschöne Jahre in einem Haus gewohnt, in dem es mehr Kinder als Erwachsene gab. Die Kids trafen sich regelmäßig zum Spielen im Hof oder rotteten sich in einer der Wohnungen zusammen. Alleine U-Bahn fahren haben meine Kinder allerdings erst im Grundschulalter gelernt.

Medien

Ausführliches Fernsehen sämtlicher der damals gängigen Quizshows gab’s nur in den Ferien bei der Oma. Bei uns zu Hause gab es Fehnsehen nur selten. Wir hatten eh nur einen klitzekleinen, tragbaren Schwarzweiß-Fernseher. Mit drei Programmen. Ab meinem dritten Lebensjahr wohnten wir in WG’s mit vielen anderen Kindern. Wenn wir durften, haben wir natürlich alle zusammen die Sesamstraße geschaut. Hey, ich glaube uns hat allen dieselbe Person die Haare geschnitten: Topfschnitt!

Fernsehsession

WG-Kids bei der Sesamstraße.

Reisen

Trampen war im Urlaub eine ganz übliche Fortbewegungsart bei uns.
→Würde ich mit meinen Kindern heute trampen? Auf keinen Fall! Aber die Schuhe (sind das Chucks!?) trägt man heute so doch immer noch.

Eldorado

Könnt ihr sehen wo wir hin wollten? #ElDorado

Rabeneltern – oder coole Hunde?

So das war’s. Ich weiß, Vieles hört sich aus heutiger Sicht unglaublich an. Helikoptern haben meine Eltern zumindest nicht erfunden.
Ich habe diese Fotos aus dem Familienalbum mit meiner großen Tochter (15) zusammen angeschaut und sie war fast neidisch auf die vielen Freiheiten, die ich (doch auch) hatte. Sie fand, sie sei dagegen ja eher „Generation Tupper“: Alles sei doch jetzt genormt, ohne Ecken und Kanten, passgenau, ungefährlich aber auch deutlich langweiliger. Sie wünschte sich, es wär noch ein bisschen mehr so wie damals.

Was meint ihr? Sind das alles totale No-Go’s? Oder können wir uns davon ein Scheibchen abschneiden?

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

Mehr über mich →

19 Kommentare
  1. Avatar
    Jana sagte:

    Hallo,

    ich bin Baujahr 81 und froh drum.

    Ich habe (noch) keine Kinder. Wenn ich manchmal aber mitbekomme, was heutzutage alles beachtet werden muß. Im Kiga einer Kollegin wurden jetzt die Kindergeburtstage und das wöchentliche Frühstück abgeschafft. Es könnte ja ein Kind mit Allergien dabei sein. Traurig.

    Antworten
    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Das kenne ich. Wir bekommen zu Beginn jedes Schuljahres einen Zettel, wo die ganzen Unverträglichkeiten und Nahrungstabus der Kids drauf stehen. Also sollte jemand ein veganes (!) Kuchenrezept ohne Mehl, Nüsse und Obst haben: Immer her damit.
      Kann mich nicht erinnern, dass irgendeins von meinen Kinderfreunden Allergien hatte…

      Antworten
      • Avatar
        Jana sagte:

        Eine Facebook-Freundin hat irgendwann ein Event zu einem Vortrag gepostet: “Rechte von Kindern!”. Was schreibt sie dazu? “Und was ist mit den Pflichten?”

        Ich mag Kinder wirklich, aber manchmal wünsche ich mir die 80er wieder.

        Für meine Kindersitterkinder war es einmal zuviel verlangt, einen Waldspaziergang zu machen. Das ist ja selbst für mich noch ein Highlight. Pfützen, Dreck, Dornröschenwege… Hach <3

        Antworten
  2. Avatar
    Myriam sagte:

    Ich bin ’87 geboren (übrigens als Hausgeburt) und meine Eltern waren auch sehr locker. Ich erinnere mich gerne an die Urlaube im Wohnmobil, bei denen meine Schwester und ich die Fahrten im Bett verbringen durften.Jetzt würde ich aus Sicherheitsgründen auch nicht auf die Babyschale verzichten selbst im Urlaub in Ländern, wo Kinderstzie nicht üblich sind.
    Ich durfte auch schon sehr früh alleine mit den Öffentlichen fahren und empfand es als merkwürdig, wenn Grundschulfreundinnen das nicht konnten. Ich finde es gut, dass mich meine Eltern zur Selbstständigkeit erzogen haben, bin mir aber nicht sicher wann/ob ich meine Tochter die drei Stationen mit der Tram alleine zum Kinderladen fahren lasse.
    Vllt hängt die größere Vorsicht auch mit den älter werdenden Eltern zusammen. Meine Mutter macht als Erzieherin die Erfahrung, dass jüngere Eltern meist enzspannter sind.

    Antworten
    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Cool, ein Hausgeburtskind! 🙂
      Ja, das waren viele Freiheiten, damals. Aber ich meine mal gelesen zu haben, dass auch mehr Kinder bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind. Ich bin da auch nicht so locker, bin aber mit 27 Mutter geworden. Also nicht wirklich spät, oder? 😉 Sind halt auch andere Zeiten, denke ich.

      Antworten
  3. Avatar
    Sarina sagte:

    Ich stimme Deiner Tochter total zu. Ich bin 1991 in einer 20.000 Einwohnerstadt geboren und hatte zum Glück auch sehr oft das Glück draußen mit einem Rudel Kinder zu spielen. Allein in die Grundschule zu laufen und dabei die tollsten Spiele zu erfinden.
    Hier in Berlin erlebe ich die Kindheit vieler ganz anders. Liegt es nur daran, dass die Stadt so groß ist? Oder sind so viele Eltern so verunsichert, dass sie dem Kind nicht mehr solche Freiheiten/Abenteuer geben können?

    Ich bin gespannt wie ich mal sein werde, wenn ich meine eigenen Kinder habe.

    Danke für deine Einblicke. Sieht wirklich toll aus.

    Ganz liebe Grüße,
    Sarina

    Antworten
  4. Avatar
    Anne sagte:

    Echt schöner Beitrag! Hast du die Fotos extra eingescannt?
    Ist jedenfalls schon merkwürdig, dass wir unsere Kinder heutzutage so sehr bemuttern. Ich schließe mich da nicht aus.
    Allerdings wunderte es mich schon ein wenig, als meine Freundin ihr 4 Monate altes Baby im Schlafzimmer versteckte, als ich sie besuchte, damit “all die neuen Eindrücke ihn nicht zu sehr aufregen”! Auf den Arm nehmen darf ihn übrigens auch niemand außer den Eltern. Nicht mal die Oma!

    Neulich kamen wir übrigens auf das Thema Stubenarrest zu sprechen – ja, sowas gab es damals – und mein Sohn war begeistert! Für ihn wäre es eine Strafe, “Draußenarrest” zu bekommen. Seine Freunde sind ähnlich gepolt. Deshalb stecken wir sie alle in Sportvereine, damit sie sich wenigstens dort ein bisschen bewegen…
    LG Anne

    Antworten
  5. Avatar
    berit sagte:

    Toller Artikel! Ich denke lediglich der Transport ist heute besser und ich denke auch, hätte es damals Babytragen gegeben, hätten deine Eltern sie benutzt. So gab es aber keine und man musste so zurecht kommen. Da finde ich die Idee mit der Wanne noch ganz schlau.

    Ich bin mir auch noch nicht sicher, wie ich es machen werden. Wir waren als Kinder auch immer draußen, haben aber auch im Karré gewohnt, mit Spielplatz im großen Innenhof und wenig Verkehr. Hier hingegen sind direkt zwei, drei große Hauptstraßen zwischen Haus und Spielplatz hmmhmmmm

    Antworten
  6. Avatar
    Zara sagte:

    Sehr schöner Artikel, danke fürs Teilen. Meine Eltern waren auch ziemlich Hippie und wir haben so einiges erlebt und bereist. Wir wurden auch früh allein gelassen, ich z.B. War mit vier den ganzen Tag alleine zu Hause, wenn meine Mum arbeiten war.

    Da wir im Ausland wohnen haben meine Kinder viele Freiheiten hier, die sie in Deutschland vllt nicht hätten, aber sie bleiben immer in meiner Nähe und ich lasse sie auch kaum alleine, ausser mal für kurze Momente.

    Antworten
  7. Avatar
    Silke Plagge sagte:

    Liebe Jana,

    wunderbarer Beitrag. Ich bin zwar Jahrgang 69, einige Bilder kamen mir sehr, sehr vertraut vor. Der Frisör Eurer WG war offensichtlich auch bei uns im “repressionsarmen” (nicht anti-autoritärem) Kinderladen. Leider kann ich gerade nicht scannen, aber das kollektive Gucken von Sesamstrasse gehört auch ganz klar zu meinen Kindheitserinnerung! Liebe Grüße, Silke

    Antworten
    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Liebe Silke,
      vielen Dank!
      Ich glaube das war die einzige Frisur in der Zeit: der Topfschnitt! 😉
      Aber das Foto würde ich trotzdem gerne mal sehen!
      Liebe Grüße
      Jana

      PS: Übrigens finde ich das Forty Something Blogazine sehr schön!
      PS: Warum bin ich Dir eigentlich nicht auf der rp15 begegnet???

      Antworten
  8. Avatar
    Julia sagte:

    Wie wunderbar, dass dein Papa dich getragen hat! Und dann auch noch auf dem Rücken! Meine Eltern hatten damals (geboren 86) so eine Art Babykraxe, aber die war auf Grund des Eigengewichts nicht sehr viel im Einsatz. Ich muss mich unbedingt mal auf die Suche nach einem Foto machen – danke für die Inspiration!

    Antworten
  9. Avatar
    Kathrin sagte:

    Danke für den interessanten Artikel!

    Ich wurde 1986 geboren und meine Kindheit war, im Gegensatz zu heute, auch recht entspannt, obwohl meine Mutter eher streng war.

    Ich hatte das Glück in einer Straße zu wohnen, in der viele Kinder waren, und auch wir verbrachten ganze Nachmittage “auf der Straße”. Diese war Gott sei Dank nicht vielbefahren. Wir wohnten in einem kleinen Ort!

    Bei uns gab es nur 2 Regeln: 1. Wir durften nicht einfach von den Hauseinfahrten auf die Straße bzw. den Gehsteig fahren (mit dem Rad oder mit den Rollerblades), sondern mussten stehenbleiben und links und rechts schauen.

    2. Wir durften die Straße auf beiden Seiten nur bis zu einem gewissen Punkt nutzen, damit die Autofahrer, wenn sie um die Ecke kamen uns rechtzeitig sehen konnten. Wenn ein Auto kam, mussten wir selbstverständlich ausweichen.

    Diese Regeln wurden von ALLEN Eltern in der Nachbarschaft mitgetragen und ALLE Kinder haben sich daran gehalten. Warum? Weil wir alle (ab einem gewissen Alter) wussten, dass diese Regeln wichtig und vernünftig waren und es böse enden könnte, wenn man sich nicht daran hielt. Ich habe nicht einmal ein Kind deswegen murren gehört.

    Das ist das, was mir heutzutage ein bisschen fehlt. Vernünftige Regeln und dann das Vertrauen in die Kinder, dass sie sich daran halten. Kinder sind ab einem gewissen Alter sehr wohl vernünftig und befolgen die wirklich wichtigen Regeln, wenn man sie ihnen nachvollziehbar erklärt.

    Zum Thema Babyschalen: Meine Mutter hat meinen Bruder (geb. 1990) und mich in einer Tragetasche auf dem Rücksitz transportiert. Sie hat mir erzählt, dass sie dabei immer ein schlechtes Gefühl hatte, aber was hätte sie machen sollen?

    LG

    Antworten
  10. Avatar
    Annie sagte:

    Lustig – ich bin nicht sehr viel älter als deine Tochter (Jahrgang 1993) aber weit entfernt von Generation Tupper aufgewachsen 🙂
    Die Straßenkindheit gab es auch bei mir noch (allerdings nur in unserer Sackgasse, da danach eine Durchfahrtsstraße kam, auf der die Leute in den 90ern schon gefahren sind wie Sau – die durfte keinesfalls alleine überquert werden, der samstägliche Weg zu dritt zu unserem Zeitschriftenladen (auch schon im Alter von zwei, vier und fünf Jahren) um das Taschengeld für Süßigkeiten auf den Kopp zu hauen mit einer Straßenüberquerung an der Ampel ging komischerweise klar…).

    Thema Babyschalen: Da hatte ich tatsächlich eine 🙂 wir hatten auch einen Folgesitz, zugelassen bis ca drei Jahre, ebenfalls mit Fünfpunktgurt. Einfach so sitzen gab es tatsächlich erst ab dem Kindergarten.
    Dafür war unsere Inselzeit ziemlich halsbrecherisch (haben auf einer Kurinsel gewohnt, Autos quasi überall verboten): meine große Schwester im Kindersitz auf dem Fahrrad, ich (schon im Alter von wenigen Wochen) in einer ähnlichen Trage wie oben auf dem Foto auf den Bauch geschnallt. Fast kopfüber. Natürlich mit Helm. Sicherheit geht vor.

    Generell finde ich, dass es in dieser Hinsicht eine Rückbesinnung auf alte Zeiten geben kann. Ein bisschen mehr Sicherheit als es in den 70ern und 80ern gab ist nicht verkehrt (Anschnallpflicht ist zB was Feines und vernünftige Kindersitze (es muss ja nicht unbedingt der Reboarder bis zur Einschulung sein) haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, aber wenn ich mir anschaue was die Generation meiner Kinder nicht darf (auf TÜV geprüfte Klettergerüste steigen zB) dann denke ich, können wir alle ein bisschen Lockerheit vertragen.

    Wobei ich mein Samstagmorgenfernsehprogramm als Kind definitiv niemals gegen die drei Sender früherer Zeiten eingetauscht hätte.

    Antworten
  11. Avatar
    Inga sagte:

    Bei mir (1977) war Papa mit dabei bei der Geburt, bis sie dann entschieden haben, mich wegen schlechter werdenden Herztönen mit Saugglocke zu holen. Allerdings unter Vollnarkose (warum, weiß Mama leider nicht,da musste er dann raus.
    Ich DURFTE dann nicht gestillt werden (abpumpen wurde gefordert), ich war zu leicht (2370g)! Babys waren nicht bei den Müttern sondern im Säuglingszimmer, und wurden 6x täglich in einem Fahrzeug ähnlich wie bei der Essensausgabe zu ihren Müttern gebracht. Nachts natürlich nicht!
    Ich sollte ja zunehmen, also gab es 8 Mahlzeiten für mich. Problem: Das passte nicht in den Rhythmus, daher sollte ich von den Schwestern die Flasche bekommen. Da hat Mama aber dann interveniert, sie hätte mich dann ja NIE bekommen! Sie durfte mich dann im Schwesternzimmer füttern.

    Auto gefahren bin ich in einer Tragetasche auf der Rückbank, bis ich mich da mal hingestellt habe (also wohl ziemlich lange). Dann wurde ein Kindersitz gekauft.

    Antworten
    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Krass, wie das in den Kliniken gehandhabt wurde. Das war sogar noch echt lange so. Bei meinem Praktikum, vor der Ausbildung, gab es sogar noch Kinderzimmer und die Babys wurden den Frauen gebracht. Kurz danach kam das Rooming-in auf. Das war 1995!

      Antworten
      • Avatar
        Regina sagte:

        Das hört sich ja alles sehr schön an, aber die Norm war es sicherlich nicht. Meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt 1972 wieder arbeiten gegangen und hat mich folglich auch so gut wie nicht gestillt. Bei meiner älteren Schwester, Jahrgang 1971, wurde die Geburt scheinbar ohne Grund einfach eingeleitet, mindestens 3 Wochen zu früh… Gab es damals noch keinen Ultraschall???
        Man fragt sich, wie so etwas zu Stande kommt.
        Meine Schwester musste dann noch eine Woche alleine! in der Klinik bleiben, um ihr Geburtsgewicht wieder zu erlangen.

        Meine Mutter hat mich und meine ältere Schwester nach dem Wochenbett bei unserer Oma gelassen, die Heimarbeit gemacht hat, um wieder zu arbeiten. Meine Eltern wollten ein Haus bauen und “brauchten” das Geld.

        Freiheit auf der Straße schön und gut, aber man kann es auch aus folgender Sicht sehen:
        Es hat sich einfach keiner um uns “geschissen”, was wir draußen machen etc.
        Man hat sich gar nicht getraut schon wieder zu klingeln, wenn man aufs Klo musste oder Durst hatte. Denn dann war Mutter genervt, denn sie wollte ja ihre Ruhe haben, um ihren Haushalt zu machen oder was für sich.
        Manche Eltern haben sich einfach wenig Gedanken gemacht über die Kinder und Kindererziehung, die Kinder sind so nebenbei gelaufen, wurden behandelt wie kleine Erwachsene bzw. hatten sich so zu verhalten zu Hause.
        Auf der anderen Seite durften wir draußen machen, was wir wollten. Hauptsache, wir waren weg.
        Aber wir waren ja kleine Erwachsene und konnten schon auf uns selbst aufpassen und auf unsere jüngeren Geschwister!!!
        Die kleinen Geschwister wurden nämlich einfach bei den Großen mitgeschickt zum Spielen auf der Straße oder sonst wo, egal ob die Großen das wollten oder nicht. Sie hatten die Kleinen an der Backe und meine große Schwester war noch nicht mal in der Schule!
        Es interessierte überhaupt nicht, wo man rumgeflogen ist, Hauptsache man war weg und ging der Mutter nicht auf die Nerven.
        Na klar, dann musste Mutter sich auch nicht mit der Kleinen beschäftigen oder sogar spielen!
        Und die Verantwortung wurde abgeschoben auf das 2! Jahre ältere Geschwister, das dann regelmäßig genervt war und seine jüngere Schwester mit Tricks nach Hause lockte zur Mutter.

        Wozu überhaupt mit den Kindern spielen?
        Aber Vorlesen war wichtig (das war aber auch das einzige), zur Vorbereitung auf die Schule.
        Ne 3 war bei uns ne schlechte Note und wurde mit Liebesentzug bestraft.
        Aber gut, das sind meine Erfahrungen mit einer jungen, unreifen, unberechenbaren Mutter.
        Ich finde nur, manche Eltern haben es sich einfach nur leicht gemacht und das finde ich nicht in Ordnung.
        Deswegen nervt es mich, wenn manche sagen, dass es so toll war, auf der Straße zu spielen. Die Eltern hat es schlichtweg nicht interessiert, wo ihre Kinder waren, Hauptsache, sie waren wieder zu Hause irgendwann…
        Viele Eltern haben sich aus meiner Sicht gar nicht wirklich für die Bedürfnisse ihrer Kinder interessiert.
        Sie sind einfach so nebenher gelaufen.
        Haus bauen und materieller Wohlstand waren manchen Eltern in den 70er Jahren wohl wichtiger, anstatt ihren (kleinen) Kindern Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken.
        Wie traurig!

        Antworten
        • Avatar
          jana sagte:

          Es gibt sicher viele Sichtweisen auf das Thema und für uns (Kinder) hat es sich sicher auch sehr unterschiedlich angefühlt.
          Es tut mir leid, dass du dich rausgeschmissen gefühlt hast.
          Meine Eltern waren tatsächlich sehr bindungsorientiert und haben trotzdem extrem viel Raum zum Explorieren gelassen. Und aus heutiger Sicht waren sie vielleicht auch ein bisschen naiv. Ich fühlte mich glücklicherweise immer geliebt und willkommen, aber eben auch unabhängig und frei. Für mich war es gut so. Aber, wie gesagt, das kommt sicher immer sehr auf die verschiedenen Faktoren (Charakter, Bindungsverhalten, Kommunikation…) an.
          Vielen Dank für deine Sichtweise.
          Liebe Grüsse
          Jana

          Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Artikel auf dem Hebammenblog fand ich sehr schön, sie schrieb über ihren damals sehr fortschrittlichen Papa, der sogar (OMG!) […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse mir deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert