Hebammenprotest – Das Sterben geht weiter

Es ist an der Zeit mal wieder über den Eltern- und Hebammenprotest zu schreiben. Das letzte Update hier im Blog ist über ein halbes Jahr her. Aber ganz ehrlich: Es gibt leider nicht viel Neues und schon gar nichts Gutes zu berichten. Kurz und knapp: Das Haftpflichtproblem ist noch nicht gelöst – der Protest geht weiter – frohe Weihnachten!

Problem verschoben auf 2016

Auf der Seite des Deutschen Hebammenverbandes heißt es:

„Wir haben einen einjährigen Vertrag abgeschlossen, der bis Ende Juni 2015 läuft. Danach wird es einen neuen Vertrag geben, der bis Ende Juli 2016 läuft. Einher geht dieser allerdings wieder mit einer deutlichen Preissteigerung. Für die Zeit danach gibt es momentan noch keinen Versicherer.“

Dazu muss man leider sagen: Schon die letzte Preissteigerung haben viele von uns einfach nicht mehr hinbekommen. Wir haben noch nie großartig verdient – jetzt können wir von unserem Beruf oft nicht einmal mehr leben. Viele von uns können sich die Hebammerei nur noch mit einer Quersubventionierung durch den Lebenspartner leisten.

Die Mühlen mahlen zu langsam

Die Hebammenunterstützungsgruppe  schreibt in einer Stellungnahme zum Versorgungsstrukturgesetz:

„Mit dem Vorschlag zur Regressdeckelung hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe nun ein konkretes Gesetzgebungsverfahren eingeleitet, von dem er sich Verbesserung für die Situation der Geburtshilfe erhofft. Wir sehen erfreut, dass man sich der Sache annimmt. Aber: Das ist nicht nur zu wenig. Es dauert auch noch zu lange und ein Erfolg ist ungewiss.“

Während dessen geben Tag für Tag Hebammen ihren Beruf auf. Geburtshäuser und geburtshilfliche Abteilungen schließen. Frauen finden keine Hebammen mehr.

Für uns – die wenigen Verbliebenen – ist es eine tägliche und unschöne Pflicht, die viel zu vielen Betreuungsanfragen von Schwangeren negativ zu beantworten. Wir sind einfach ausgebucht.
Viele von uns arbeiten inzwischen mehrere Monate des Jahres in anderen Jobs und setzen die Versicherungszahlungen so lange einfach aus. Das ist oft rentabler. Und sehr traurig.

Die schwarze Welle

Daher machen viele Menschen symbolisch das Licht aus und zeigen mit dem Zappenduster-Logo auf Facebook oder Twitter Flagge.

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Rückenwind der Unermüdlichen

Ich kann es ja fast nicht glauben, aber es kämpfen wirklich immer noch Menschen mit und für uns. Und für sich. Nach so langer Zeit. So unermüdlich. Damit halten sie den Druck auf die Politik aufrecht und stärken uns damit den Rücken, nicht aufzugeben.

Es geht um die Zukunft der Geburtshilfe in Deutschland. Das geht uns alle an!
Hebammenprotest=Elternprotest!

Die Unermüdlichen formulieren konkrete Forderungen:

  • Hebammen müssen wieder von ihrem Beruf leben können
  • Es muss eine bezahlbare Haftpflichtversicherung her, die alle Eventualitäten abdeckt
  • Es müssen flächendeckende Strukturen erhalten, bzw. neu geschaffen werden, um Frauen zu ermöglichen, in allen Gegenden Deutschlands sicher, selbstbestimmt und den eigenen Vorstellungen entsprechend, zu gebären

Und sie schaffen es immer wieder, kreativ und voller Elan, Aktionen auf die Beine zu stellen. Zappenduster ist so eine Aktion, inklusive Demo in Berlin. Ich hoffe ihr findet – trotz Weihnachtsstress – die Zeit, eine Stunde dazu zu kommen:

#Zappenduster – Die Demo

Im Aufruf zur Demo heißt es:

„Der Geburtshilfe in Deutschland gehen die Lichter aus.
Wir zünden sie symbolisch wieder an!
Am Mittwoch, den 17.12.14 ab 16.30 in Berlin (Friedrichstraße/links neben Friedrichstadtpalast)
Der Elternprotest Hebammenunterstützung ruft EUCH zur Demo auf. Bitte bringt Eure Kinder und Laternen mit, wir werden gemeinsam singen. Vor Ort schreiben wir unsere Forderungen an den Bundesgesundheitsminister auf Postkarten, die wir dort im Ministerium abgeben werden. Ihr könnt auch vorher schon Postkarten von Euren Freunden und Verwandten einsammeln. JEDE Stimme zählt!“

Hier ist der Facebooklink zur Veranstaltung. Bitte teilt sie mit euren Freunden.

Eine Weihnachtsgeschichte

Eine weitere, tolle Aktion steht ebenfalls im Dezember an. Die Hebamme Sabine Schmuck kennen viele von euch ja schon von der Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Nein? Dann könnt ihr ihre wunderbare Rede und die gesamte Anhörung in der Mediathek des Deutschen Bundestages nachschauen.

Sabine hat sich eine Weihnachts-Protest-Aktion ausgedacht. Sie schreibt auf der dafür angelegten Facebookseite.

„Ich plane deshalb eine ziemlich spontane Weihnachtsprotestaktion für die ich aber zur Umsetzung eure Unterstützung brauche.
Basierend auf der Weihnachtsgeschichte die sich vor über 2000 Jahren abspielte, möchte ich mit meiner Freundin, als Maria und Josef, nach Berlin fahren und mich ca 1Woche vor Weihnachten dort auf die Suche nach einer Hebamme und einem Platz zum Gebären begeben. Wir werden dort 1 Woche lang mit meinem VW-Bus, den wir zum Infostand umdekorieren an vielen Plätzen stehen bleiben, Flugblätter verteileilen, Leute informieren….
Auf meinem Plan steht natürlich vor allem das Regierungsviertel. Ausgehend davon dass wir sicherlich häufig von der Polizei weitergeschickt werden, ähnlich wie Josef mit der hochschwangeren Maria ist das Ziel am 23.12. das Bundesgesundheitsministerium. Natürlich ist mir klar dass Herr Gröhe und all die anderen Regierungsmitglieder, da sicherlich bei ihren Lieben zu Hause sein werden. Da ich aber hoffe die Presse, vielleicht das TV aber vor allem die Kirchen für diese Aktion zu gewinnen (…) wird er ja vielleicht die Weihnachtsbotschaft irgendwie erhalten. Zeitgleich wäre meine Idee dass vor ALLEN geschlossenen geburtshilflichen Einrichtungen (Kliniken, Geburtshäusern, Hebammenpraxen) vor Ort von den Aktionsunterstützern eine Krippe aufgestellt wird, natürlich mit einem entsprechenden Hinweis, wofür diese Aktion steht. Davon werden dann wiederum Fotos gepostet und natürlich an unsere (christlichen!!!) Politiker geschickt.“

Ich finde das eine großartige Idee!
Wenn ihr also den VW-Bus seht, geht mal hin und unterstützt Sabine. Oder wollt ihr sogar eine Krippe irgendwo aufstellen?

Frohes Fest

Trotz dieser ziemlich ernüchternden „Neuigkeiten“ wünsche ich euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit. Zieht euch warm an und bleibt gesund! Ich hoffe, ich treffe ganz viele von euch am 17. Dezember auf der Demo! Bitte teilt diesen Artikel oder die oben verlinkten Facebookaufrufe, so dass wir erneut ordentlich Gehör finden!

Ihr macht eine eigene Aktion für den Erhalt der Hebammenhilfe? Dann hinterlasst gerne einen Kommentar mit Link. Ich nehme ihn dann hier in die Liste mit auf.

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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1 Kommentar

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Hebammen – daher unterstütze ich gerne den weiteren Protest, den auch das Hebammenblog hier wieder aufgreift. Lest, diskutiert, macht […]

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