Manchmal möcht’ ich einfach lügen

„Hey und was machst du beruflich?“ Die Frage musste ja unausweichlich kommen. Gehört halt dazu, auf jeder Party, bei jedem Kennenlernen, immer. Ist ja auch klar. Ich frag das auch immer. Aber wenn ich selbst gefragt werde, dann bin ich davon zunehmend genervt. „Ich bin Hebamme“, sage ich natürlich wahrheitsgemäß. Fieberhaft überlege ich schon, wie ich mein Gegenüber schnell auf andere Gedanken bringen kann: „Sieh nur, ein Eichhörnchen! Woher kennst du eigentlich den Gastgeber? Hey, dein Bier ist ja fast alle“. Aber keine Chance. Denn erst einmal kommt eine von zwei möglichen Reaktionen:

Reaktion 1:

„Hebamme, wie toll!“ Verklärter Blick in die Ferne. „Meine Hebamme war total wunderbar (wahlweise aber auch: großartig, schrecklich, speziell, eso, merkwürdig, …). Bei der Geburt von (Kindsname) war es so: Und dann geht es los und ich bekomme die Geburtsgeschichte mit allen Details und in Echtzeit geschildert. Das interessiert mich doch – schließlich bin ich ja Hebamme. Mit mir kann man ja auch mal über die Details sprechen, die man vor anderen Menschen normalerweise nicht auspackt.
Dass ich eigentlich gerade Feierabend habe und auch mal froh bin, mich mit anderen Themen zu beschäftigen ist egal.

Und ich muss gestehen, meistens höre ich mir Geburtsberichte auch in meiner Freizeit tatsächlich ganz gerne an. Und mit ganz fremden Menschen hat man dann auch die Smalltalk-Ebene sofort verlassen und peinliche Gesprächspausen gibt es nicht mehr. Wenn der Gesprächsbrunnen versiegt, reicht eine kurze, gezielte Nachfrage um ihn wieder zum Laufen zu bringen. Und mal ehrlich: Geburtsgeschichten sind ja doch immer wieder spannend und sie verraten einem eine Menge über sein Gegenüber.

Diese Reaktion mag ich also immer noch am liebsten.

Reaktion 2:

Die Mundwinkel schießen nach oben und die Augen öffnen sich weit: „Wow, großartig! Hebamme, wirklich!? Das ist ja ein toller Beruf. Und die Babys – soooo süß! Hast du es gut. Obwohl, Moment… war da nicht was mit den Versicherungen. Wie hat sich das eigentlich geklärt?”
Ja, und das ist der Moment, wo ich wegrennen möchte. Ich will es nicht mehr erklären. Ich will es nicht mehr hören. Ich will nicht immer und ständig und auch noch in jeder freien Minute – auf einer Party oder so – an diese Haftpflichtmisere (und inzwischen ist es ja weit mehr als das) denken. Und selbst wenn, und natürlich erkläre ich das dann doch, dann reichen ja drei Sätze nicht. Und ich sage dann immer, dass der schlechte Verdienst von uns Hebammen die eine Sache ist, aber die Situation für die Familien doch das wirklich Besorgnis erregende … und so weiter. Bla, bla, bla.

Aber ich bin es so leid. Ich bin einfach müde. Themenbezogen müde. Seit gut 10 Jahren geht das nun schon. Erst gab es kleine Protestchen, von einer Hand voll Hebammen, die wegen der schlechten Bezahlung auf die Straße gingen. Mit Spaß spielten sie Schwangere, die vorm Kanzleramt Blasensprünge hatten, und zogen Wehen miemend, schreiend durch die Stadt.

Dann kamen die Demos, Mahnwachen, die „Kein Weg zu weit“- Tour von Bianca Kasting und ihre Online-Petition, die das erste Mal eine wirklich große mediale Aufmerksamkeit bewirkte. Dann schließlich die Großdemo in Berlin und viele weitere in anderen Städten.
Dann folgte Petition auf Petition. Zwei führten immerhin zu Anhörungen im Bundestag. Zuletzt mit Michaela Skott. Beide Male war ich dort und erlebte mit, wie die Politiker doch immer noch keinen Schimmer haben, worum es eigentlich geht und die Langzeitfolgen einfach nicht absehen können (oder wollen – schließlich geht eine Legislaturperiode ja auch nicht unendlich lang und vielleicht sollen sich lieber Andere an solch schwierigen Themen die Finger verbrennen).

Was hat es gebracht?

Bloggerinnen bloggten, Zeitungen schrieben, Nachrichtensender berichteten. Ein Elternverein gründete sich. Aus dem ursprünglichen „Elternprotest“ (damals erstmal nur eine reine Facebook-Gruppe), bildeten sich lokal echte Gruppen und wurden letztlich zum Motherood e.V..
Man kann heute gar nicht mehr sagen, dass die Hebammenproblematik ein Nischenthema ist. Hebammenmangel, „Hebammensterben“, Klinikschließungen, Babyboom… diese Schlagworte finden sich in der Tagespresse – also wirklich täglich.

Und was hat es gebracht?
Wie wurde nochmal die Hebammenproblematik gelöst?

Drei Gesundheitsminister und gute 10 Jahre später ist keine Lösung in Sicht. Keine Lösung weit und breit! Nicht für die Hebammen, nicht für die derzeit Schwangeren. Einfach keine. Nüscht, nada, njente. Gar nichts.

Frauen finden keine Hebammen mehr, werden an Kliniktüren abgewiesen und sind im Wochenbett zunehmend alleine. Und ich bekomme weiterhin 32.87€ (Brutto) für einen Hausbesuch, der angeblich 20 Minuten dauern soll, de facto aber mindestens eine dreiviertel- meistens eher eine Stunde beansprucht. Und Abends tätige ich Rückruf um Rückruf bei Frauen, die bei mir über den Tag hinweg, für Hebammenbetreuung angefragt haben und sage ab. Ausgebucht.

Den Familien, die ich besuche, ist es in der Regel bewusst, was grad passiert. Und sie sind dankbar, dass sie noch eine Hebamme abbekommen haben. Manchmal stellen sie mir mitleidsvolle Fragen. Aber ich will kein Mitleid. Ich möchte von meinem anspruchsvollen Beruf, den ich mit Liebe und Leidenschaft ausübe, einfach nur gut leben können. Ich möchte, dass die Frauen sowohl zu Hause, als auch in den Kliniken gut und umfassend betreut werden und nicht traumatisiert nach Hause kommen. Und ich möchte, dass auch meine Kinder noch eine Hebammenbetreuung erhalten, wenn sie soweit sind. Das sind doch keine exotischen Wünsche!?

Diesmal nicht

Gestern wurde ich gefragt, warum ich bei der Aktion: „#AufdenTischhaunfürHebammen“ nicht mitmache.
Ihr entschuldigt mich. Diesmal nicht. Seid mir nicht böse. Ich kann grad nicht und will auch nicht. Ich brauch ne kleine Pause. Und auch, wenn diese Aktion auf Facebook 1000 Mal geteilt wird, der Hashtag auf Twitter Trending Topic wird, und wenn darüber dann außerhalb der sozialen Medien berichtet wird, so sehe ich dennoch irgendwie keinen Sinn mehr in diesen Online-Aktionen. Es gab schon so viele. Sorry! Nächstes Mal mach ich wieder mit – vielleicht.

 

„Was machst du beruflich, Jana?“
„Versicherungsfachangestellte“.
„Ah interessant…, ja dann – ich hol mir noch ‘n Bier, magste auch?“
„Ja bitte, gerne.“

 

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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26 Kommentare
  1. Avatar
    R.M. sagte:

    Ich kann es total nachvollziehen was du schreibst. Als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin hat man da oft ähnliche Erlebnisse auf Partys…

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      Jana Friedrich sagte:

      Ja, das kann ich mir vorstellen.
      Obwohl: Meine Mutter ist Psychiaterin und die Menschen haben dann immer gleich Angst durchanalysiert zu werden. Im Zweifel sagen sie dann eher nichts mehr.
      Aber es sind eben Berufe, in die jeder viel reininterpretiert.

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    Rita sagte:

    Ähnliche Reaktionen hättest du auch als Ärztin oder Anwältin. Da wirst du unter Umständen gleich direkt um konkrete Ratschläge gebeten. Bei diesen Menschen sieht man oft schon die Angst im Blick, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt werden. 😉

    Eine quasi gegenteilige, aber auch nervige Reaktion erleben die Physikerinnen und Physiker, die ich kenne – da kommt dann häufig: “Ach, in Physik war ich schon immer schlecht.” Ja, super.

    Und ebenfalls schlimm ist, wenn man wegen einer Behinderung oder chronischen Krankheit nicht arbeiten kann oder keine Arbeit findet. Dann macht es auch keinen Spaß, auf die Frage zu antworten.

    Ich finde ja, das Leben wäre viel einfacher, wenn die Frage nach dem Beruf nicht als Small-Talk-Thema gelten würde…

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      Claudia sagte:

      Oh ja, das kenne ich nur zu gut. Bin Osteopathin. Da muss ich am Liebsten direkt behandeln oder erstmal umständlich erklären was das eigentlich genau ist. Das beste ist aber wenn dann kommt “Ah, dann kannst du also massieren”………Da antworte ich mittlerweile, auch oft nicht mehr wirklich freundlich “NEIN, KANN ICH NICHT” Deswegen frage ich meist überhaupt nicht nach dem Beruf und hoffe, dass mein Gegenüber es auch nicht macht.

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      Annika sagte:

      Juristin hier, kann ich voll und ganz bestätigen. “Ach, das ist ja praktisch! Du die Tante meiner Cousine ihres Nachbarn ihres Schornsteinfegers Onkel hat da mal ne Firma gegründet und dann [setze ausschweifende Ausführungen ein], er hat doch recht, oder?!”
      Ich sags dir, herrlichen kombination, wenn ich mit meiner besten Freundin, Hebamme, unterwegs bin. Dann testen beide Phänomene zusammen auf! Gerne werden wir auch kombiniert. “Ach Karina! Wenn bei dir mal was schief läuft kann dir Annika ja direkt aus der patsche helfen!”

      Hach ja… 😀 aber meistens kann ich drüber lachen.

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    Rike sagte:

    Ach Menno. Ich kann dich verstehen und würde dir jetzt gern ein Bier holen. Alternativ könnte ich auch mal eine Abendschicht Telefonieren für dich übernehmen.
    Auf jeden Fall drück ich dich <3

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    Holle sagte:

    Das mit dem “Partyberuf” kann ich sehr gut verstehen! Und, dass einen die Motivation verlässt nach dieser Zeit noch viel mehr!

    Aber mit einem solchen Artikel, allen die jetzt gerade die Zeit, Lust, Kraft und Motivation aufbringen und diese Aktion starten, mitmachen und soweit voran bringen, dass wieder Medien darauf aufmerksam werden, neue Zielgruppen erreicht werden etc zu zeigen “bringt doch eh nix” finde ich etwas gemein…was bringt das?
    Im Endeffekt ja noch weniger als nichts tun. Man kann ja auch einfach nicht mitmachen und andere machen lassen oder? Auch wenn diese Aktion nicht die plötzliche ganz große Wende bringt, andere davon abzuhalten sich für Hebammen stark zu machen und laut zu werden hilft deinem Berufsstand, allen zukünftigen Müttern und Babys bestimmt noch weniger, oder?

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      Jana Friedrich sagte:

      Hallo Holle, ich möchte wirklich niemanden demotivieren oder abhalten. Ich spreche nur für mich. Aber ich freue mich über jeden Menschen, der sich engagiert. Auf welche Art auch immer.
      Lieben Gruß.

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    Christine Niersmann sagte:

    Liebe Jana,
    bei deiner Partybeschreibung musste ich sehr schmunzeln.
    Es ist schon echt schwer, als Hebamme wirklich “arbeitsfreie” Freizeit zu haben. Da wird auch gerne jedes Familienfest zur Beratungsstunde für Schwangere und Stillende (und ev. noch Eltern von Kleinkindern)
    Manchmal passt das ja auch und ist nett.
    Manchmal passt es eben nicht mehr.

    Was ich immer sehr mag, sind die Schilderungen von sehr alten Frauen von den Geburten ihrer Kinder, die oft in der Nachkriegszeit zu Hause nur mit Hebamme zur Welt gekommen sind.
    90 Jahre alte Frauen schildern Geburten, als wären die Kinder letzte Woche geboren.
    Oft mit Tränen der Rührung in den Augen, manchmal traurig.
    Aber immer sehr präsent.

    Es gibt kein anderes Ereignis, das sich derart in die Seele einer Frau eingräbt, wie die Geburt ihres Kindes.
    Die Gesellschaft ist es der Frau schuldig, dafür einen geborgenen, sicheren, würdevollen Rahmen mit maximaler Selbstbestimmung zu geben.

    Und ja – wir kämpfen alle schon lange und ich kann eine gewissen Müdigkeit nachvollziehen.
    Aber so, wie keines meiner Autos ohne “Atomkraft, NEIN DANKE” – Aufkleber fahren wird, so lange noch EIN AKW am Netz ist, genauso wenig werde ich aufhören, für DIESES so wichtige Frauenrecht zu kämpfen.

    -> wohnortnah freie Wahl des Geburtsortes
    -> 1:1 Betreuung durch eine Hebamme, die von ihrer Arbeit GUT leben kann
    -> einen Versicherungsfonds für den Fall, dass der Mutter, dem Kind etwas passiert
    -> und natürlich Würde und Intimsphäre

    Das alles funktioniert nur, wenn wir ausreichend Hebammen haben.
    Deswegen:

    #aufdemTischhauenfürHebammen

    ALLE!

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    kiddo the kid sagte:

    Oh Gott, als ich Dich das erste Mal traf -> Reaktion 1. Peinlich. Zum Glück haben wir das Thema jetzt durch, wa.

    Zu Reaktion 2 bzw. diesem ganzen leidigen Themenkomplex fällt mir vor lauter Wut und Frust gar nichts mehr ein. Es ist für mich unvorstellbar, dass “die Politik” nicht in der Lage ist, die Dringlichkeit zur Handlung zu erkennen. Das wird einfach ausgesessen. Auf dem Rücken der Frauen, denn die werden wohl kaum in den offiziellen Gebärstreik gehen.

    Zum Thema “Partyberuf”: Ich bin Werbetexterin. Wenn Nicht-Werber das erfahren, muss ich mir oft sehr lange Monologe zum Thema “Meine Beziehung zu ikonischen Fernsehspots von den siebziger Jahren bis heute” anhören. Das ist so’n Nostalgiedings, kann ich nachvollziehen. Oder aber man gibt mir zu verstehen, wie scheiße Werbung im allgemeinen sei und fragt, wie es mir damit geht, einen Beruf auszuüben, dessen Ergebnis alle Menschen nervt. Tja. Naja.

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      Jana Friedrich sagte:

      Ach du Liebe…alles gut. Jedes unserer Treffen war ganz wunderbar. Das Einzige, was ich mich immer gefragt habe ist: warum so selten.
      Sollten wir uns mal auf ner Party treffen, darfst du mir gerne alles nochmal ganz ausführlich erzählen. Oder was über Werbung. Oder…egal!
      Bis bald!
      <3

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  7. Avatar
    Daniela sagte:

    Liebe Jana,
    danke für den Artikel – zumindest die Party-Reaktionen kenne ich als Lehrerin auch. Habe auch schon überlegt, mir nen unverfänglicheren Beruf “zuzulegen”.
    Liebe Grüße
    Daniela

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    Sonnensternchen sagte:

    Als Versicherungsangestellte wird man auch immer über alle möglichen Versicherungen und Schadenfälle gefragt, also auch kein guter “Partyberuf”

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    Jen sagte:

    Die Sache mit dem Berufsthema auf Partys erleben bestimmt so einige. Wenn ich erzähle, dass ich im Rettungsdienst arbeite gibt es auch verschiedene Optionen: 1) oh, DAS könnte ich aber nicht! Da sieht man bestimmt viele schlimme Sachen!
    2) ach, dann läufst du also mit einem Rucksack über die Kirmes? (nein. Wirklich nicht. Sanitätsdienst und Rettungsdienst ist nicht das Gleiche)
    3) oh, dann hast du ja Ahnung von Medizin, warte, guck mal hier (- >holt irgendeine Wunde oder ein Ekzem oder so raus), was mach ich denn da? / mein Onkel hat so einen schlimmen Husten und hats so schwer mit der Luft und kein Arzt kann ihm helfen, was sagst du denn dazu? / meine Oma wurde vom Krankenwagen abgeholt und deine Kollegen waren nicht nett!
    Die Idee mit der Versicherungsfachangestellten finde ich gut! Nur erinnere ich mich grad daran, mal eine auf ner Party zu ihrer Einstellung ggü. Versicherungen gefragt zu haben…

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    Doro sagte:

    Liebe Jana, ich bin Politikwissenschaftlerin (und wäre manchmal vielleicht lieber Hebamme, aber das ist ein anderes Thema) und bekomme meist die Reaktionen “oh echt? Politik ist doch voll langweilig. Und korrupt und hochnäsig sind sie auch alle.” oder “und was macht man dann damit?!” In beiden Fällen kann ich zumindest zum Hebammenthema sagen: Nein, weder noch, die meisten kämpfen mit sehr viel Zeitaufwand und Leidenschaft für eine Sache (aber die sieht man halt nicht in der Talkshow, sondern bei 37. Sommerfest vom Gartenverein oder bei der 25. Einweihung von irgendwas “weil sie ja Zeit haben”) und was die Hebammen neber der medialen Präsenz der Kampagnen brauchen, ist Präsenz bei Abgeordneten. Bei weiblichen. Im Zwiegespräch oder in kleiner Runde. Kein Bürgerbrief wird das ersetzen. Geht auf die Stammtische und Sommerfeste und seid penetrant! Und zwar bei einer der beiden großen Parteien, denn ihr braucht Regierungsbeteiligung für euer Anliegen! Es werden diesen Sommer genügend Infostände mit MdBs stattfinden, lasst euch dort blicken und sprecht die Kandidaten persönlich an! Wenn der Verband es nicht hinbekommt, dann eben die Basis mit Guerilla-Taktik!

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  11. Avatar
    Katha sagte:

    Hallo Jana,

    vielleicht tröstet es Dich: Es gibt keine unverfänglichen Berufe.. Ich arbeite bei der Stadtverwaltung. Erst war ich Leistungssachbearbeiterin im JobCenter und das zu einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit höher war als heute. Das ging dann ungefähr so: “Ja? Also ich hab da diese Freundin/Tochter/Cousine, die findet ja keinen Job und jetzt sitzt sie mit 3 Kindern in einer zu kleinen Wohnung und der Unterhalt kommt ja auch nie pünktlich etc. pp” – Hey, ich hab ne 50 bis 60 Stundenwoche, ich berate von morgens bis abends und höre mir Lebensgeschichten an, aber klar, ich mache auch Ferndiagnosen aufgrund von Sachverhaltsbeschreibungen Dritter, die meistens nur so halb im Bilde sind. 🙂 Oder Reaktion 2: Politische Grundsatzrede zu unserem Sozialsystem, total zugespitzt und ohne Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse.. Puh!

    Jetzt arbeite ich im Bereich Entsorgung, also Straßenreinigung, Müll, Abwasser.. Dreimal darfst du raten: Auch da hat jeder ein Problem oder mindestens eine Meinung 🙂

    LG,
    Katha

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  12. Avatar
    Kathrin sagte:

    Bankkauffrau ist auch ein ganz schlechter Partyberuf- Reaktion 1: Hast Du einen todsicheren Tipp? Oder ich habe das und das Problem… Reaktion 2: All die Vorwürfe, die in den Medien so erhoben werden… In letzter Zeit sage ich einfach Sachbearbeiterin und lenke das Thema schnell um…

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  13. Avatar
    Vera sagte:

    Liebe Jana,
    Ich verstehe dein Verlangen nach einer Pause. Lass dir aber eines gesagt sein, für mich seid ihr Hebammen sowas wie Engel. Ich schätze euch und eure Berufswahl wie nichts auf der ganzen Welt! Ich durfte zwei Geburten meiner Töchter so erleben, dass es für mich nichts schöneres gibt, als der Moment des letzten Pressen und erstes Mal auf den Arm nehmen. Ihr Hebammen seid Helden und jeder einzelnen von euch gehört der Nobelpreis.
    Gön dir die Pause um wieder zu neuen Kräften zu kommen!

    Danke dir und all deinen Kolleginnen

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  14. Avatar
    Petra sagte:

    Liebe Jana,
    das unglaublich engagierte Hebammenteam im KH hat meinen Sohn und mich so wahnsinnig kompetent und liebevoll begleitet, echt den größten Respekt vor euch allen. Ein Beruf, für den man viel Herzblut braucht! Danke, dass ihr da seid!
    Die Partygespräche als Lehrerin sind übrigens auch ganz schrecklich. “Waaaaas, du bist Lehrerin? Grundschule, oder?” “Nein, Gymnasium.” “Waaas, Gymnasium?! Welche Fächer denn? Deutsch? Uuuhhh” – und dann kommen stundenlange Geschichten aus der Schulzeit des Gegenübers auf den Tisch, in denen Lehrer X immer dies oder das gesagt/ gemacht hat.. Gefolgt von der Erklärung, warum Deutsch (vermute mal, das ist Fach unabhängig) so ein grauenhaftes/ blödes/ unsinniges .. etc Fach ist.
    Es gibt nix Öderes als diese dämlichen Schulstorys fremder Menschen. Ich weiß nicht, warum alle davon ausgehen, man selbst fände das spannend, nur weil man eben zufällig Lehrer ist.
    Was hab ich mich schon gelangweilt…
    Liebe Grüße an dich!

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      Jana Friedrich sagte:

      Liebe Petra, vielen Dank, für diese Perspektive. Ich sehe ein, dass es viele Berufsgruppen in dieser Hinsicht schwer haben. 🙂
      Irgendwie beruhigend, dass es anderen auch so geht, dass man nicht unbedingt in der Freizeit darüber sprechen mag.
      Liebe Grüße
      Jana

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