Jahresrückblick 2020
Dies ist mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2020. Ich las in den letzten Tagen so oft: „Das Jahr kann weg!“ Kurz war ich versucht zuzustimmen. Bei genauerem Nachdenken finde ich aber, dass dieses Jahr, so anstrengend und anspruchsvoll es war, auch ganz viel Schönes hatte. Es war ein Jahr der Auf`s und Ab`s. Ein Jahr wie ein Katalysator, wie ein Brennglas. Es hat für mich vieles sortiert. Was wirklich wichtig ist. Was pflegenswert ist und was eher Kraft raubt. Es hat die Digitalisierung vorangetrieben und einen positiven Impact auf die Umwelt gehabt. Es war ein Jahr des Innehaltens. Eine Zäsur.
So, genug der Vorrede. Hier kommen meine Snippets aus 2020. The good, the bad and the ugly. Viel Spaß!
Im Januar kommen wir aus unseren Winter-Wunderland-Finnland-Ferien zurück. Diesmal ganz entspannt (ohne Buchprojekt).
Anfang des Jahres gibt es noch ein paar Uni-Projekte und das Bachelor-Thema muss eingereicht werden: Ich untersuche Geburtsrituale.
Das Jahr beginnt mit Uni, Arbeiten und Familienalltag.
Am 12. März mache ich noch mit einigen Kolleg*innen ein Simulationstraining zu Notfallmaßnahmen in der Geburtshilfe. Kurz sprechen wir auch darüber, was zu tun sei, sollte man mit Corona-Infizierten Schwangeren zu tun haben. Obwohl das Virus schon längst unter uns ist, fühlt es sich noch ganz weit weg an.
Ganz kurz darauf kommt der erste Lockdown und alles steht still. Besonders traurig bin ich über die Absage des Ted-Talks zu dem ich als Speakerin eingeladen war. Samstag kommt die Lockdown-Nachricht, am Montag darauf wäre der Talk gewesen – so knapp! Nun ja, wenn alles gut geht, wird die Veranstaltung am 19.4.2021 nachgeholt. Mal sehen.
Wir alle leiden unter dem sozialen Abstand. Homeoffice. Homeschooling (im ersten Lockdown verdient das, was die Schule da macht diesen Namen noch nicht). Für unseren Teenager ist der Zustand kaum auszuhalten. Keine Freunde treffen, keinen richtigen Sport, nicht mit den Anderen wie sonst ins Freibad, im Park abhängen oder zusammen rumalbern. Alle versacken vorm Computer. Beim Sohn ist „Among us“ der Zeitfresser Nummer eins. Dabei wird zumindest mit den anderen Kids gechattet oder telefoniert. Glücklicherweise laufen einige Angebote digital weiter. So wie der wöchentliche Schlagzeugunterricht.
Ich mache weiter Hausbesuche, aber mit mulmigem Gefühl, viel Lüften, Behelfsmasken und tonnenweise Desinfektionsmitteln. FFP2-Masken sind Anfangs noch fast nicht zu ergattern. Glücklicherweise ist es früh warm, so dass das mit dem Lüften (auch mit den Minibabys) ganz gut geht.
Die Kurse stelle ich auf Digital um. Dabei entdecke ich erneut Folgen des Hebammenmangels in Deutschland. Denn ich erfahre dadurch, dass es Gegenden gibt, in denen keine Kurse angeboten werden. Auch ohne Pandemie gibt es dort kein Angebot. Ich denke darüber nach, wie man dort Abhilfe schaffen kann.
Das Wetter ist super, daher gibt es ab und zu eine Kurseinheit im Park – mit ganz viel Abstand und viel frischer Luft.
Urlaub wird natürlich abgesagt. Wir wollten meine Schwester in Schottland besuchen.
Der Sommer in Berlin ist zwar schön, aber auch irgendwie traurig. Es nervt immer nur alleine zu sein. Es hilft irgendwann nicht mehr sich zu sagen, wie gut man es doch hat, gesund, mit gut gefülltem Kühlschrank, mit Familie. Es ist einfach blöd. Punkt.
Über den Sommer wage ich mich weit aus meiner Komfortzone heraus und es entsteht der Geburtsvorbereitungskurs zum Streamen. Ich finde @dani übers Internet, die mir für den Film die großartigen Illus anfertigt. <3 Drei davon sind in meinen Best-of Fotos oben gelandet. Zu Recht. Kameramann ist der Mann meiner lieben Freundin Kristin, der ja auch schon Kristins Kurs: „Die friedliche Geburt“ aufgenommen hat. Außerdem machen wir jede Menge schöner Fotos im Kreißsaal zur Bebilderung des Kurses.
Im Spätsommer kommen meine Schwester, mein Schwager und mein kleiner, frisch geborener Neffe aus Schottland zu uns nach Berlin und bleiben zwei Monate. Wir genießen die Großfamilie und freuen uns über das neue Familienmitglied. Der Plan über Weihnachten wieder zusammen zu sein wird natürlich nicht verwirklicht werden können. Wie so Vieles, auf das man sich in diesem Jahr gefreut hatte.
Im Oktober bestehe ich meinen Bachelor und bin happy, aber auch froh über meine Entscheidung, nicht gleich weiter zu studieren. Tatsächlich bin ich absolut ausgelastet damit, vorerst mal ein Jahr „nur“ zu arbeiten und nicht auch noch zu studieren. Ob dann nochmal ein Master folgt weiß ich noch nicht. Ich bin ja nicht so der 4-Jahres-Plan-Mensch. Das entscheide ich ggf. kurzfristig.
Die Schwangeren haben ganz andere Sorgen: Werden sie im KRS alleine sein? Was, wenn sie infiziert sind? Wie ist das dann mit Baby? Je besser wir das Virus verstehen, um so sorgenvoller werden wir. Fast jeder kennt inzwischen Menschen, die erkrankt sind/ waren. Einige haben bleibende Probleme. Ewige Müdigkeit, nichts Schmecken, oder Schlimmeres. Dennoch wächst die Leugner-Fraktion. Sowieso gibt es weltweite Tendenzen alternativen Wahrheiten von einzelnen „Propheten“ offensichtlich mehr zu glauben, als wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse, die vielfach geprüft und verifiziert worden sind.
Glücklicherweise scheint sich zumindest in den USA der Wind ein wenig zu drehen. Meine Familie dort ist sehr erleichtert. Mal sehen, was da Anfang des Jahres noch so passiert.
Eins der weniges Events, das dieses Jahr tatsächlich stattfindet, ist: Die Vorstellung von Nora Imlaus neuem Buch “Mein Familienkompass” – Übrigens sehr zu empfehlen. Teresa Brückner moderiert den schönen Abend in der Urania (zwischen den wenigen frei gegebenen Plätzen sind ganz viele Sitze gesperrt, so dass wirklich viel Platz zwischen den Zuschauer*innen ist.
In den Herbstferien haben wir das unglaubliche Glück kurzfristig ein Ferienhäuschen auf der Nordseeinsel Föhr zu bekommen. Mit Test dürfen wir die 10-tägige Flucht aus Berlin antreten und genießen anderthalb windige Wochen am Meer. Wir wohnen in einem urigen Reetgedeckten Haus von 1678 (!), wo wir puzzeln, lesen und viel chillen. Auf einem Bauernhof in der Nähe kann man reiten.
Museen und Galerien sind weiter geöffnet und meistens ziemlich leer. Es ist so gut mal raus zu kommen.
Im Herbst verfluchen wir die Schulpflicht. Die Inzidenzen um uns herum steigen ohne Ende und unser Teenie sitzt mit 30 Kids in einem Raum. Mindestens einer davon feiert nach eigenen Angaben jedes Wochenende Partys (traurig, aber wahr). Bald gibt es – oh Wunder – die ersten Fälle in der Klasse.
Im Winter haben wir das Homeschooling besser im Griff. Die Schule hat nun aufgerüstet, hat eigene Server, nutzt BigBlueButton. Nun gibt es nicht nur seltsam dosierte Wochenaufgaben, sondern richtigen Unterricht, Referate und Diskussionen. Es läuft. Wir richten ein „Klassenzimmer“ ein, in dem unser Sohn mit einem Freund zusammen Schule macht. Zusammen macht es mehr Spaß, in den Pausen wird gespielt und dann zusammen gegessen. Die Stimmung ist deutlich besser als im Frühjahr.
Kurz vor Jahresende darf ich noch eine schöne Fortbildung für den Deutschen Hebammenverband geben: Geburtsvorbereitung digital anbieten. (Im Januar wird sie nochmals stattfinden. Diesmal vom Berliner Verband aus organisiert).
Weihnachten wird klein aber fein. Die große Tochter zieht für ein paar Tage bei uns ein. Wir sind zusammen. Es geht uns gut. Per Zoom schalten wir die Familie zusammen. Wir verbringen die Tage im Schlafanzug, mit Essen, Lesen und Spielen.
Silvester? Nun es wird kommen und gehen. Ich bin tatsächlich gar keine Freundin des Jahreswechsels. Ich hoffe auf ein ballerfreieres Fest.
Was bringt 2021? Also ich hoffe, dass wir das mit dem Impfen halbwegs zügig über die Bühne bringen. Ich habe mich ja im Impfzentrum Tempelhof als Helferin gemeldet, weiß aber tatsächlich nicht, wieviel Zeit ich dafür erübrigen kann. Mal sehen.
Bei mir geht’s am Montag den 4. wieder los. Der erste Kurs im neuen Jahr beginnt dann. Am 8. gibt’s dann die Fortbildung für die Berliner Kolleginnen (aber auch Hebammen aus anderen Bundesländern sind herzlich willkommen).
Im Januar/ Februar hab ich außerdem noch ein neues Projekt geplant. Dazu ganz bald mehr.
Im April gibt’s dann hoffentlich den Ted-Talk.
Wenn alles klappt, dann geht mein Sohn im Sommer in ein Auslands-Austausch-Jahr. Das heißt, wir sind dann 1 Jahr Eltern ohne Kids im Haus. Das wird echt komisch. Und wir wollen überlegen, wie wir mit dem leerstehenden Zimmer umgehen. Vielleicht machen wir ne WG auf?
Es wird natürlich auch wieder viele Familien geben, die ich begleiten darf. Besonders freu ich mich auf eine Hebammenbetreuung, bei der ich schon in zweiter Generation tätig bin, da ich schon die Mutter der jungen Frau bei ihren Geburten und auch im Wochenbett begleitet habe. Das ist irgendwie sehr cool.
Und in der zweiten Jahreshälfte sind auch schon einige Fortbildungen geplant. So, mehr Planung gibt’s grad noch nicht. Ich lass mich überraschen. Kommt ja eh alles anders.
In diesem Sinne: Kommt gut rüber! Alles Liebe,
Jana
Und vielleicht mögt ihr mir verraten, was eure „high‘s and low‘s“ in 2020 waren und worauf ihr euch in 2021 schon freut. J
Liebe Jana, ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen und habe dich meiner Schwiegertochter empfohlen, die zu unser aller Überraschung Zwillinge bekommt. So werde ich nun Zwillingsgrossmutter. Bis Juni 23 bin ich noch in der Kita. Ich habe mit großem Interesse deinen Jahresrückblick gelesen. Ich könnte auch viel erzählen.
Liebe Grüße Magdalene
Magdalene, herzlichen Glückwunsch, wie schön!
Und wie schön dich hierzu “treffen”. Vielleicht laufen wir uns ja mal wieder im Kiez über den Weg.
Alles Gute für deine Tochter und die wachsende Familie.
Ganz liebe Grüße
Jana