Sorry, leider ausgebucht – ein offener Brief

Sehr geehrte Frau Dr. Doris Pfeiffer (Vorstandsvorsitzende des GKV-SV),
sehr geehrter Herr Gröhe (Bundesgesundheitsminister),

was mach ich bloß mit all diesen Frauen, die mir täglich schreiben oder mich anrufen, weil sie keine Hebammen mehr finden? Ihnen steht Hebammenbetreuung zu, sie machen alles richtig, indem sie sich früh darum kümmern. Und doch bekommen sie eine Absage nach der Anderen. Alle meine Kolleginnen (also die, die unter den heutigen Bedingungen überhaupt noch arbeiten) berichten dasselbe.

Tägliche Anfragen

Jeden Tag bekomme ich diese Mails. Inzwischen habe ich eine Standard-Absage-Antwort, die ich nur noch einkopiere. Alles Andere wäre ein absurder Arbeitsaufwand. Ich bin, wie alle Hebammen, auf Monate ausgebucht. Mehr geht nicht! Ich lese trotzdem alle Anfragen, aber sie machen mich traurig. Damit Sie sich ein Bild machen können, zeige ich Ihnen mal (nur) die von heute:

Liebe Jana,
ich wende mich gerade aus Verzweiflung an dich. Ich bin in der 12.SSw und auf der Suche nach einer Hebamme. Ich bekomme eine Absage nach der anderen. Mein ET ist Weiterlesen

Kein Geld für Hebammenhilfe nach Fehlgeburt? – Ein Irrtum und seine Shitstormgeschichte

Steht einer Frau nach einer Fehlgeburt eigentlich Hebammenhilfe zu?
Auf vielfachen Wunsch schreibe ich nochmal den Verlauf meines kleinen Krankenkassenabrechnungs-Skandals – der auf Twitter seinen Lauf nahm – hier im Blog nieder:
Vor kurzem löste ich, aus Versehen, einen kleinen Social-Media-Shitstorm aus. Ich ärgerte mich eines Morgens unsäglich über einen Brief der Barmer-GEK. Sie teilten mir mit, dass sie eine Rechnung über erbrachte Hebammenleistungen nicht bezahlen würden. Ich setzte einen kleinen Ärger-Tweet in die Welt, um mich abzureagieren und ging (vermutlich unbezahlt) arbeiten. Drei Hausbesuche später – ich wunderte mich schon, warum mein Handy ständig brummte – war der Tweet viral gegangen. Und gegen die Barmer-GEK lief bereits der besagte Shitstorm. Ich hatte diverse Mailanfragen von Reportern und mein Mann versuchte mich bereits mehrfach anzurufen, weil auch zu Hause die Telefone heiß liefen.
Aber was war eigentlich passiert? Weiterlesen

Hebammenkatastrophe: Letzter Aufruf zum #Elternprotest

Die Populationsgröße einer Art unterliegt ständigen, zufälligen Schwankungen von Generation zu Generation und von Jahr zu Jahr. Bei kleinen Populationen kann so einfach per Zufall, in einer Reihe von schlechten Jahren, die aufeinander folgen, die Populationsgröße auf Null absinken. (Wikipedia: Aussterben)

Größere Abweichungen von den normalen Umweltbedingungen einer Art, werden meistens als Katastrophen bezeichnet. Katastrophen sind zwar selten, führen dann aber um so unausweichlicher zum Populationsschwund. Eine selbstgemachte Katastrophe ist die Habitat-Zerstörung. Der Art wird einfach die Grundlage ihrer Existenz entzogen. Das Schlimme ist, dass es sehr schwierig ist, eine im Aussterben befindliche Art wieder aufzubauen.

Diesen „Point-of-no-Return“ haben wir Hebammen fast erreicht.

Ich informiere euch im Folgenden über den aktuellen Stand der Katastrophe und gebe Anregungen dafür, was man jetzt noch tun kann: Weiterlesen

Erzählcafé: „Start ins Leben“ – so geht’s

Früher wurde das Wissen um Schwangerschaft und Geburt von Großmüttern, Müttern und Schwestern an die nächste Generation weitergegeben. Auch heute mangelt es nicht an theoretischem Wissen und medizinischen Ratschlägen. Aber eine liebevolle, persönliche Unterstützung, wie in einem Mehrgenerationenhaushalt oder Familien-Clan, fehlt inzwischen vielen Frauen.
Stattdessen gibt es heute viele technische Neuerungen und meist verunsichernde Diskussionen in den vielen Foren im Netz. Der Austausch ist dort zwar gut; was er aber nicht wirklich bieten kann, sind persönliche, vertrauenswürdige Empfehlungen, die die eigene Lebenssituation, die eigenen Werte und Wünsche konkret und individuell berücksichtigen. Oft gleichen die Onlinegespräche eher dem „Medikamententausch-Prinzip“: „Hat mir geholfen, probier doch auch mal“. Da fehlt in der Regel Weiterlesen

Warum der Geburtsmodus nichts mit Feminismus zu tun hat

Seit geraumer Zeit ärgert mich eine pseudofeministische Strömung, die unablässig Mütter attackiert. Gerade brachte die EMMA einen besonders absurden Artikel dazu, mit dem schönen Titel: “Kaiserschnitt oder „natürliche“ Geburt?“ Ich muss fragen: „Einseitiger ging’s wohl nicht, Tante EMMA?“ Eine feministische Zeitschrift, die wieder einmal Frauen gegeneinander ausspielt: Kaiserschnitt versus natürliche Geburt? Na toll!
Mütter, die eine natürliche Geburt wünschen, sind wieder mal die Verblendeten. Sie erscheinen im Artikel von Frau Dr. med. Martina Lenzen-Schulte als religiös motivierte Masochisten, mit später garantiert eintretender Inkontinenz, die sich im tiefsten Inneren eigentlich einen Kaiserschnitt gewünscht hätten. Liebe EMMA-Redaktion: „Ist das euer Ernst?“ Weiterlesen