Selbstbestimmte Geburt – (wie) geht das?

Der Deutsche Hebammenverband schrieb 2002 im „Plädoyer für die normale Geburt“:

„Die überwiegende Zahl aller Geburten in Deutschland findet in Kliniken statt (98%). Bei ca. 90% aller Geburten werden routinemäßig Interventionen durchgeführt, wie z.B. venöser Zugang, Eröffnung der Fruchtblase, zu frühes Pressen statt aktives Mitschieben, Dammschnitt und Kristellerhilfe, {…} Außerdem werden ca. 25% aller Kinder durch Kaiserschnitt oder vaginale Operationen entbunden. Der Kaiserschnitt auf Wunsch wird zunehmend als Alternative zur spontanen Geburt diskutiert und angeboten.“*

Klingt das selbstbestimmt? Mal abgesehen vom Wunschkaiserschnitt ist natürlich keine dieser Interventionen gewollt. Die Frage ist also, ob und wie sich diese Maßnahmen verhindern lassen. Weiterlesen

Geburt aus Beckenendlage – Eine Geschichte aus dem Kreißsaal

Geburten aus Beckenendlage haben mich schon immer fasziniert. Bereits in der Ausbildung habe ich mich darum gerissen Frauen mit BEL betreuen zu dürfen. Als ob ich schon damals geahnt hätte, dass auch meine Tochter aus dieser Lage auf die Welt kommen wollen würde…

Beckenendlagengeburten sind schon etwas Besonderes. Nur fünf von 100 Kindern liegen zum Geburtstermin in dieser Lage. Die Beckenendlage gehört zu den geburtsmöglichen Lagen. Da bei der BEL aber nicht der Kopf, sondern eben das Becken oder auch die Füße vorangehen, spricht man von einer Regelwidrigkeit der Kindslage. Leider liebt man Regelwidrigkeiten in der Schulmedizin nicht besonders. Weiterlesen

Begleiterscheinungen – Die Fankurve vorm Kreissaal

Die Ruhe vor dem Sturm

Frühdienst. Ich betrete das Klinikgelände um kurz vor sechs. Es dämmert. Vom kleinen Fuchs, der manchmal im Morgengrauen am Brunnen vor dem Gebäude trinkt, ist nichts zu sehen. Aber die Vögel machen schon Alarm. Im Gebäude ist es unglaublich still. Schon bald werden sich die Schwangeren zu ihren Kontrollen einfinden und die gynäkologischen „Fälle“ in der Ambulanz. Aber jetzt ist es so ruhig, dass meine Schritte durch das Gebäude hallen. Ich gehe in die Umkleide und ziehe mich um. Dann bin ich gerüstet für meinen Dienst, der gleich beginnt.

Katerstimmung

Durch das Treppenhaus gelange ich in den zweiten Stock. Hier befindet sich der Kreißsaal. Ich öffne die Tür zum Vorraum und… es zeigt sich ein Bild der Verwüstung: Coladosen, Kaffeebecher, lose Seiten von Zeitungen liegen auf dem Boden neben verklebten Pizzadeckeln und einigen paar Schuhen. Die dazugehörigen Füße Weiterlesen

Geburtsbegleitung mit Doula – Ein Interview mit Dorothee Gaupp

„Wer, außer meiner Hebamme, begleitet mich eigentlich, noch bei der Geburt? Mein Partner? Meine Mutter? Meine beste Freundin? Oder eine Doula?“ Wikipedia erklärt den Beruf Doula so:

“Eine Doula (von altgriechisch δούλη (doulê) „Dienerin“, „Sklavin“, „Magd“) ist eine Frau, die einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt als emotionale und physische Begleiterin zur Seite steht.“

Was bringt die Doula-Betreuung?

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal von Doulas hörte, dachte ich erst mal: Weiterlesen

Nachts im Kreißsaal

Ankunft

Abends um zehn betrete ich den Kreißsaal, wie immer in der Ungewissheit wie die Nacht wohl werden wird. Ein kurzer Blick auf die Infotafel verrät mir mit wem ich Dienst habe – welche Kollegin und Ärzte es diesmal sind. Wir werden die nächsten acht Stunden zusammen arbeiten, reden, lachen und Entscheidungen treffen.
Der kurze Flur macht einen Knick nach links und gibt den Blick auf die Türen der einzelnen Kreißsäle frei. Sind sie geschlossen? Brennen die kleinen Anwesenheitslichter? Dann die nächste Infotafel: Wie viele Frauen sind noch in der Warteschleife, auf der Wochenbettstation oder in den Aufnahmezimmern? Oops – alles leer? Weiterlesen