Still jetzt!

Zur Zeit vergeht ja kaum ein Tag, an dem sich nicht irgendein Medium über das Stillen in der Öffentlichkeit auslässt. Ich finde das erstaunlich und frage mich, warum das so ist? Vor allem treibt diese Ablehnung teilweise recht seltsame Stilblüten.
Als meine Kinder klein waren, stillte ich sie immer und überall und kann mich nicht erinnern, damit jemals angeeckt zu sein. Nun gut, oft suchte ich ja auch die eigens dafür vorgesehenen Orte auf:

Stillen an der Saugstelle

Stillen an der Saugstelle

Aber oft auch nicht: Ich stillte in Cafés, in Restaurants oder – wenn es denn unbedingt sein musste – auch in der U-Bahn. Und ich möchte mal behauten, dass es im Restaurant nur selten überhaupt jemand mitbekommen hat. Denn, wie vermutlich jede stillende Frau, habe ich nie:

  • Eine öffentliche Still-Ankündigung gemacht
  • Mich dazu auf den Tisch gestellt
  • Oder jemandem am Nebentisch meine Brust ins Essen gehalten

Nein, ich stillte lediglich den Hunger meiner Kinder, so wie das Frauen seit Jahrtausenden tun.

Ich wurde aber auch nie gebeten, mich mit einer Serviette zu bedecken. Was eigentlich genau? Sieht man denn beim Stillen wirklich so viel? Doch eigentlich nur den Babykopf.

“Können Sie sich bitte mal etwas bedeckt halten!”T’schuldigung, aber sieht man denn beim Stillen wirklich so viel…

Posted by hebammenblog.de on Mittwoch, 8. April 2015

 

Auf dem stillen Örtchen

Ich wurde auch nie dazu genötigt, zum Stillen aufs Klo zu gehen. Da möchte ich übrigens weder selber essen, noch ein Baby stillen. Ganz ehrlich, in vielen Fällen möchte ich da nicht mal aufs Klo gehen!
Das fanden auch die Studentinnen, die letztes Jahr die Kampagne „When Nurture calls“ ins Leben gerufen haben und dafür stillende Frauen auf Toiletten ablichteten. Ich finde, das zeigt sehr gut die ganze Absurdität dieser „Still-Variante“ auf.

“Gehen Sie doch bitte zum Stillen auf’s Klo!”Kein Spruch – passiert!Hast Du schon Deine Antwort parat?

Posted by hebammenblog.de on Mittwoch, 8. April 2015

 

Still-Knigge!

Dennoch stört es offensichtlich viele Menschen, dieses Stillen. Und sie versuchen diese Abneigung durch alle möglichen Begründungen vermeintlich objektiv zu untermauern.
Vor ein paar Tagen fragte sich beispielsweise Philipp Tingle in einer Kolumne: Ist öffentliches Stillen ein Fauxpas?
Nicht im Ernst, oder? Da bemüht echt jemand den „Knigge“, um gegen öffentliches Stillen zu wettern? Er sagt:

Es ist kein ­gutes Benehmen, in der Öffentlichkeit irgendeine Flüssigkeit aus irgendeiner Körperöffnung zu entlassen, und das Stillen bildet keine Ausnahme.

Aha! Das hört sich jetzt an, als würden alle Frauen mit ihrer Milch nur so rumspritzen, wie einst Ramona Drews. Ihr erinnert euch? Das möchte ich hier lieber nicht teilen. Find ich jetzt nicht so ästhetisch. War aber wohl auch eher eine etwas unglückliche PR-Aktion, oder so. Ich denke, die wenigsten stillenden Mütter haben ein ähnlich ausgeprägtes Geltungsbedürfnis.

Ach ja, lieber Philipp Tingle: Solltest du jemals in der Öffentlichkeit weinen müssen (z.B. bei einer Beerdigung), dann reiche ich dir gerne ein Taschentuch, Schal oder Laken, um damit deinen unsittlichen Tränenfluss zu bedecken. Diese unkontrollierten Flüssigkeiten aus Körperöffnungen gehen ja gar nicht!

Also was jetzt?

Milch spritzt nicht in der Gegend rum, und nackte Haut sieht man beim Stillen auch so gut wie nicht. Jedenfalls nicht mehr, als an einem warmen Sommertag in einer europäischen Großstadt, auf den Laufstegen der Reichen und Schönen oder in einer durchschnittlichen Werbesequenz für ein beliebiges Produkt.

Viel eher ist es doch so, dass es für alle Gäste eines Restaurants viel angenehmer ist, wenn eine Mutter stillt, als wenn das Baby dann vor Hunger den ganzen Laden zusammen schreit. Zumindest mich würde das Geschrei von Nebenan beim womöglich romantischen Dinner zu Zweit deutlich mehr stören. Oder dürfen stillende Mütter jetzt generell nicht Essen gehen?

Und überhaupt: Wo kommt diese Abneigung gegen ein Jahrtausende lang bewährtes Konzept eigentlich her? Vielleicht ist es ein verzweifeltes Aufbäumen gegen emanzipatorische Bestrebungen von Frauen? Die Mutter – die letzte heilige Instanz, quasi die Urfrau, möchte plötzlich nicht mehr im trauten Heim für Kinder, Küche, Kirche zuständig sein, sondern expandiert ihren Wirkungsbereich und sitzt nun stillend auf dem Barhocker?! Shit! Das gehört sich nicht! Da gehört doch bitte die kinderlose Frau hin, die beim Griff nach dem Drink den Kerlen durch ihr lockeres Blüschen einen Blick auf den selben Nippel gewährt, den sie beim Stillen bloß nicht (aus versehen!) vorzeigen darf.
Was für ne geile Doppelmoral!

Still jetzt!

Aber es gibt zu den immer häufiger vorkommenden “Stillverboten” in öffentlichen Räumen auch schon Gegenbewegungen. In Sao Paulo (Brasilien) wurde ein Gesetz erlassen, nachdem jeder, der sich über eine öffentlich stillende Frau aufregt, 150 Dollar Strafe zahlen muss – berichtet news-everyday.
Vielleicht brauchen wir das auch, damit das Normale endlich wieder normal sein kann.

In diesem Sinne: Still jetzt! Oder auch: Stillt doch einfach, wie ihr wollt und wo auch immer ihr seid, so wie in diesem schönen Gedicht.

Wo immer Ihr auch seid – stillt einfach!An welchen Orten habt ihr schon überall gestillt?

Posted by hebammenblog.de on Mittwoch, 8. April 2015

 

Und wie “still” seid ihr?

Ist euch auch schon mal das Stillen verboten worden? Wenn ja, dann würde mich mal brennend interessieren, wie ihr spontan reagiert habt. Oder was haltet ihr von dieser ganzen Diskussion?

 

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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55 Kommentare
  1. Avatar
    mom sagte:

    Man möchte dieser ganzen Untergang-des-Abendlandes-Fraktion ob ihrer Doppelmoral ein paar unanständige Wörter hinterherrufen.
    Auf jeder dritten X-beliebigen Werbeplakatwand lachen einem quadratmetergroße Brüste (zwischen nackt und mit einem Alibifetzchen bedeckt) entgegen, aus keinem hehreren Grund, als ein paar mehr Stück von Produkt X abzusetzen.
    Aber da beschwert sich kaum einer, das gilt als normal.

    Eine hingegen von einem Babykopf fast zur Gänze verdeckte echte Brust, die das tut, wofür Brüste nun mal ursprünglich da sind, ist ein Skandal?
    Seriously?

    Idioten.

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    Mala sagte:

    Nein, ein Verbot habe ich noch nie erhalten, ich versuche aber auch wenn immer möglich ruhige Orte zu finden, es muss ja nicht die Toilette sein. Ich finde einen längeren Schal oder Tuch sehr praktisch dafür.

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    Katharina sagte:

    Bevor meine Tochter da war konnte ich mir nicht vorstellen öffentlich zu stillen, hat sich mit ihrer Geburt schlagartig geändert. Wohne in einer doch eher konservativen Kleinstadt und hatte mir schon vorsorglich passende Antworten parat gelegt, falls irgendwelche Sprüche kämen oder ich des Cafés verwiesen worden wäre. Hab ja in diversen Blogs und auf Twitter mitbekommen, dass das durchaus vorkommt. Hier kam aber nichts. Meine bisherige Theorie: hier gibt es viele weit verzweigte Familien und jeder ist über zig Ecken irgendwie mit jedem verwandt, verschwägert, bekannt und immer ist irgendwo eine Tante/cousine/Schwägerin etc. grade schwanger oder mit einem Baby unterwegs. So haben hier viele Leute die Möglichkeit stillende Frauen und Babys im allgemeinen zu erleben und es darum auch als das zu empfinden, was es ist, nämlich normal. Habe noch nie in der Großstadt gelebt, deshalb fehlen mir Vergleichswerte, ob es da anders ist, kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen.

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    Myriam sagte:

    Ich wurde auch noch nie blöd angemacht beim Stillen, obwohl ich meine Tochter schon in Einkaufszentren, Zügen, Restaurants und Vorlesungen gestillt habe. Ich wohne übrigens in Berlin, aber selbst im katholischen Mexiko wurde ich nicht darauf angesprochen.

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    Anke sagte:

    In der Sbahn… Nicht so angenehm, wenn man sich schon komplett mit den Riesenspucktuch bedeckt hat, und sich dann doch ein Penner mit Bierdose und Megafahne dazu setzt und glotzt.

    Das war aber auch das einzige Mal.

    Ansonsten immer irgendwie mit dem Riesentuch behängt, so ist nichts zu sehen und wer sowas garnicht abkann ist schon von weitem gewarnt 🙂

    Vielleicht ist Berlin da aber auch besonders tolerant.

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      Jana Friedrich sagte:

      Nee, ich höre hier auch oft komische Geschichten von meinen Wöchnerinnen. Scheint beides vertreten zu sein. Wo, oder von wem die Sprüche genau kommen, kann ich noch nicht wirklich eingrenzen.

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        Anke sagte:

        Das Problem ist doch, wenn man sich schon unsicher fühlt.

        Wenn man wie ich berufsbedingt keine Angst vor Publikum hat, und außerdem durch komplettes Ignorieren der Umgebung und im Sommer vielleicht auch noch mit Sonnenbrille absolute Unansprechbarkeit raushängen lässt, oder man einen Mann oder eine Freundin dabei hat, der/die cool daneben sitzt und einen beschützt, dann kommt man glaube ich um viele Kommentare herum.

        Ich sage auch immer laut und deutlich: “Bitte fassen Sie das Baby nicht an!”
        Oder: “Ich möchte mich gerade nicht unterhalten.” Wenn mich jemand doof anquatscht und was über das Kind oder die Trage (zu warm, zu kalt, rückenschädigend, lernt nicht laufen, kriegt keine Luft…) wissen will.

        Freundliche Anfragen werden natürlich beantwortet 🙂

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    Regine Gresens sagte:

    Ich habe meinen Sohn auch überall gestillt, wenn er hungrig war oder aus anderem Grund an die Brust wollte, z.B. auch bei einer standesamtlichen Trauung und auf einer Beerdigungsfeier. Gestört hat es übrigens keinen, zumindest wurde es mir nicht gezeigt.

    Aus meiner Sicht liegt die doch immer wieder anzutreffende Ablehnung des Stillens in der Öffentlichkeit daran, dass Brüste in unserer Gesellschaft als absolutes Sexsymbol gelten und fürs Marketing von allem möglichen eingesetzt werden. Ihre natürliche Funktion, nämlich das Baby zu stillen, gerät dabei allerdings völlig aus dem Blick und wird sogar mit einer sexuellen Handlung gleichgesetzt. Und sexuelle Handlungen sind in der Öffentlichkeit natürlich tabu…

    Deswegen finde ich es auch so wichtig, dass Mütter sich nicht davon abhalten lassen in der Öffentlichkeit zu stillen. Die Öffentlichkeit wird sich nur daran gewöhnen, wenn es viele Mütter ganz selbstbewusst und selbstverständlich auch öffentlich sichtbar tun. Und es geht ja auch wirklich so diskret, dass die Brust dabei nicht zu sehen ist, außer für den kurzen Moment des Anlegens.

    Über ein Baby, das in der Öffentlichkeit die Flasche bekommt oder einen Beruhigungssauger im Mund hat, regt sich ja niemand auf, noch nicht einmal ein Knigge-Experte. Aber da gibt es eben auch keine “Assoziation” mit Sex.

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    kiddo the kid sagte:

    Wenn es ums Stillen geht, möchte offenbar gern jeder mitreden. Wäre ja noch schöner, wenn die Frau selbst über ihren Körper bestimmt. Und das Thema lässt sich so gut für Klicks verwursten.

    Ich stille meine 14 Monate alte Tochter nicht mehr in der Öffentlichkeit, wenn es nicht “sein muss”. Keine Ahnung, ob ich mir in so einem Fall Kommentare anhören müsste – sie ist eben kein kleines Baby mehr und stillt nicht gerade ruhig und dezent. Aber wie gesagt, tagsüber bietet sich die Gelegenheit sowieso selten.

    Mir fällt auch: Wie frau es macht, macht sie es verkehrt. Stillt sie nicht, ist sie böse und egoistisch. Stillt sie lange, ist sie irgendwie freakig und öko. Stillt sie öffentlich, fühlt sich Herr Knigge davon angeekelt. Stillt sie im Verborgenen, ist sie womöglich verklemmt.

    Weiß der Geier. Meine persönliche Haltung: Wer sich bei dem Thema ungefragt einmischt, wird von mir sofort harsch abgewiesen. Ich habe schlichtweg keine Lust, mich für dermaßen persönliche Dinge öffentlich zu rechtfertigen.

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      Jana Friedrich sagte:

      Find ich super!
      Leider hat nicht jede so ein gutes Selbstbewusstsein. Manche Frauen leiden so darunter, dass sie aufhören zu Stillen oder selbst irgendwann denken es wär falsch (zumindest in der Öffentlichkeit). Das macht mich so wütend. Das ist doch ein überholtes Rollenbild: Die Mutter, die immer nur zu hause sitzt.
      Ich finde es toll, wenn eine Abgeordnete bei einer Abstimmung ihr Kind stillt und eine andere im Cafe und eine dritte stillt gar nicht und gibt die Flasche. Warum, wieso, weshalb?
      Das geht doch echt nur die jeweilige Familie was an. Aber es ist genau wie du sagst: Wie Frau es macht…

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    Melanie sagte:

    Flaschenkinder können doch auch überall gefüttert werden und wenn jemand unterwegs etwas isst stört sich auch keiner dran. Wer möchte denn sccon gern auf der Toilette essen? Das würde ich meinem Kind nicht antun wollen… Ich würde fast überall stillen, nur nicht auf Toiletten 😉

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      Jana Friedrich sagte:

      Richtig!
      Und übrigens ist es oft eine größere Belastung, wenn Erwachsene unterwegs was essen. ZB Mettbrötchen mit Zwiebeln in der U-Bahn. Echt, da leidet der ganze Zug mit. Die Stillende Mutter fällt doch gar nicht auf.

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    Effi sagte:

    Ich hatte das Problem nie, aber das könnte eher daran gelegen haben, dass ich mein Kind meist zu Hause gefüttert habe, weil ich den Wiegegriff einfach nicht hinbekommen habe und den Football bevorzugt habe 🙂 Als meine Lütte jedoch 8 Wochen war, waren wir mit der Großfamilie irgendwo in Brandenburg und ich habe sie einfach auf einer Bank in der Stadt und auf einer angenehm Breiten Couch eines Cafes gestillt. Es gab keine schiefen Blicke. Ich saß nicht auf dem Präsentierteller, hab mich auch nicht versteckt, hatte mir aber schon die windgeschütztesten und bequemsten Ecken ausgesucht. Auf die Idee auf einem Klo zu stillen, käme ich nie.

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    Neeva sagte:

    Das größte Problem, wenn ich in der Öffentlichkeit gestillt habe, hatte mein Freund. Da trafen seine bayerisch-katholische Erziehung auf meine ostdeutsche FKK-Strand Sozialisation. Plus vermutlich ein bisschen klassisch patriarchalisches Besitzempfinden.
    Angesprochen hat mich nie einer, vermutlich habe ich schon ausgestrahlt, dass ich da aggressiv gegenhalten würde.

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    Rosalie sagte:

    Also ich muss ganz ehrlich sagen, man muss differenzieren. Ich habe nun über Jahre in der Öffentlichkeit gestillt – wir sind ja selten zu Hause – und bin NIE blank gezogen. Und ich finde das auch nicht von anderen Frauen ok. Ich will definitiv keine Riesenbrüste anderer vor die Nase gehalten bekommen. Aber genau das passiert öfter mal und genau darum dienen diese Frauen als Begründung für das Gemotze um Stillen in der Öffentlichkeit. Es gibt heute sehr gute Möglichkeiten, diskret ein Kind anzulegen. Es gibt sogar spezielle Kleidung, die durchaus manchmal sehr raffiniert gemacht ist. Und ich denke zudem, dass Mütter, die sich so freimütig präsentieren, eigentlich ihrer Umgebung deutlich mitteilen wollen, was für tolle Mamis sie doch sind.
    Das aber offenbart ein Problem der Mütter und hat so gut wie nichts mit der Mutter-Kind-Beziehung oder der Intimität beim Stillen zu tun. Und in diesem Fall würde ich jede Mutter sofort bitten, doch ein Stilltuch zu verwenden oder sich zurück zu ziehen. Auf dem Klo stillen muss niemand, aber erstmal die Milchtüten frei machen und rumzeigen auch nicht.
    Und ja, weil sich manche Mütter durchaus daneben benehmen, werden alle über einen Kamm geschert und und Restaurants verbieten das Stillen gleich ganz. Das ärgert mich sehr, denn ich muss das ausbaden, obwohl es mich selber stört.
    Und anmerken muss ich zudem, dass dieses ‘Natürlichkeits-Argument’ mich massiv ärgert. Niemand zweifelt an, dass eine Mutter stillen soll, wenn sie das denn will. Aber wie die Gegner so gern anmerken: Man kackt auch nicht in Nachbars Garten oder treibt es wild in der vollen U-Bahn. Wir hier in Deutschland machen das nicht. Es ist so einfach. Und wir laufen auch nicht mit nackten Brüsten rum. Es gibt Orte, wo das kein Problem wäre. In Deutschland macht man das seit Jahrtausenden nicht mehr. Damit ist dieses Argument vom Natürlichsten der Welt hinfällig. Unsere Kultur gibt das einfach nicht her.

    Ich habe auch ein deutlich über 1järiges Kind in der Öffentlichkeit gestillt. Daran hat sich nie jemand gestört und wenn ich in Restaurants gefragt habe, hatten die nur selten überhaupt bemerkt, dass ich überhaupt gestillt hab. Ich hab mich nie versteckt, aber ich hab immer Privatsphäre für mich und mein Kind geschaffen. Das ist echt kein Hexenwerk.

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      Neeva sagte:

      Also ich hab in einem Jahr Elternzeit doch so einige stillende Mütter erlebt und absolut nie erlebt, dass eine in der Öffentlichkeit wirklich die Brust ausgepackt hätte. Da gab es immer das Gewurschtel mit den Stilltops oder halboffene Blusen, die dann sorgfältig drapiert wurden. Um wirklich Brust zu sehen, hätte man uns allen schon sehr auf die Pelle rücken müssen.

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        Rosalie sagte:

        Also ich erlebe das regelmäßig, ob im Kiga, im Zoo, im Restaurant – egal. Mama hievt die pralle Brust über das Shirt nach außen, legt alles frei, nimmt dann den Säugling auf dem Wagen, entpackt das Kind (war ja Winter jetzt) und legt es dann an. Das sehe ich ca. 1x im Monat so. Und nicht bei Neugeborenen, wo die Mütter noch etwas Übung brauchen. Vielleicht liegt’s ja auch an unserer Stadt, aber solo selten ist das nicht. Und dass dann alle gucken und mit dem Kopf schütteln auch nicht.

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      mom sagte:

      Ist es nicht nett, dass sofort Müttern ein Problem unterstellt wird, wenn man nicht mit dem einverstanden ist, was sie tun?
      Unsere Kultur gibt übrigens her, dass Menschen in Frühling und Sommer in Hot Pants rumlaufen, die mehr oder weniger die halbe Arschbacke freilegen. Unsere Kultur gibt riesige Plakateflächen mit sexualisierter Werbung her.
      Unsere Kultur gibt her, dass “Fifty Shades of Grey” verfilmt wird und dann die Leute gehen und Handschellensets für Anfänger kaufen.
      Aber unsere Kultur gibt nicht her, dass ein Kind gestillt wird und dabei ein blanker Busen sichtbar wird? Come on.

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        Rosalie sagte:

        In Hot Pans laufen bei uns meist junge Menschen herum, die Grenzen austesten wollen, was gesellschaftlich akzeptier ist und was nicht.
        Und Stillen in der Öffentlichkeit will per se keiner Verbieten. Nur das demonstrative Blank ziehen hat zur Folge, dass manche Einrichtungen sich gleich ganz des Stillens erwehren. Und ja, ich unterstelle diesen Müttern, dass sie entweder absichtlich die Brust präsentieren (hab ich schon gesehen) oder eben aus Gründen eher unbemerkt auf ihre Mitmenschen keine Rücksicht nehmen, weil sie mit etwas anderem beschäftigt sind.
        Im Übrigen, stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein Mann muss auf die Toilette. Aus hygienischen Gründen pinkelt er nicht mitten ins Restaurant, aber da die Natur ruft, holt er schon mal seinen Penis heraus, damit er dann gleich im richtigen Moment griffbereit ist. Dieser Mann bekäme doch wohl ernsthafte Probleme, oder? Und ihm würden ne Menge Dinge unterstellt. Und damit
        sowas nicht öfter passiert, ist das allgemein nicht anerkannt, sich schon mal auszuziehen. Denn es gibt trotz Bikinis eine Grenze. Die gilt eben auch für stillende Mütter. Und ein Kind zu bekommen berechtigt nicht zum Überschreiten dieser Grenze.
        Wer diskret sein Kind anlegt, wird in den seltensten Fällen Ablehnung erfahren. Im Gegenteil, ich wurde recht oft gefragt, wo ich z.B. meine Kleidung herhabe, weil die meisten Frauen eben tatsächlich NICHT nackig rumlaufen wollen in der Stadt.

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          mom sagte:

          Der Vergleich Mann pinkelt/Frau stillt hinkt doch bis dorthinaus.

          Ich frage mich wirklich und ernsthaft, wie jemand damit ein Problem haben kann, dass eine Frau ihr Kind ernährt und dabei *OMG! Shock! Horror! ihre Brust sichtbar wird.

          Wie kann man sich davon so angegriffen fühlen?

          Aber natürlich muss ich genauso damit leben, wie Sie damit leben müssen, dass Frauen “mit Brusteinsatz” stillen, und es ist am Schonendsten, da keine emotionale Energie in Ärger oder Verwunderung zu investieren.
          …it’s a free country…gottseidank…

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        Rosalie sagte:

        Im übrigen goutiere ich auch nicht, wenn Männer irgendwo im Park an nen Busch pinkeln. Die spreche ich ebenso darauf an, allerdings etwas deutlicher als Frauen.

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      Jana Friedrich sagte:

      Ich glaube wir sind gerade in einer Zeit des Umbruchs. Da schlagen die Pendel eben mal ein bisschen heftiger aus. Ich denke es gibt durchaus Frauen die stillend auch schon mal provozieren wollen. Aber vielleicht ist das nötig um es normaler werden zu lassen.

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      ApfelPhi sagte:

      Ich muss Rosalie schon recht geben.
      Auch ich habe viel und eigentlich überall in der Öffentlichkeit gestillt und bin nie darauf angesprochen worden, fühle mich aber von einigen wenigen anderen “gestört”.
      Dabei hatte ich nicht mal spezielle Kleidung, aber habe immer “von unten” gestillt, also das Kind unter das Shirt geschoben. Da kann man auch ganz diskret vorbereiten und erst im letzten Moment das Shirt lupfen. Das schlimmste was die Leute sehen ist ein nackter Bauch. Mit der meisten Stillkleidung bin ich nicht zurechtgekommen, auf Tücher und Co habe ich auch verzichtet.
      Mich persönlich stören jedoch auch andere Mütter die weniger dezent vorgehen. Vor allem wenn oben aus dem Ausschnitt schon alles rausgeholt und offen gelegt wird und dann in aller Ruhe das Kind rangeholt wird. So geschehen in der Krippe meiner Kleinen. Ja, auch als selber stillende Mutter zum gleichen Zeitpunkt fand ich persönlich das nicht so toll und ich bin der festen Überzeugung die Mutter macht das immer und überall so. Gesagt habe ich natürlich nichts, aber schöner hätte ich schon eine etwas dezentere Variante gefunden. Das ist möglich und ich kann nachvollziehen das solch ein Verhalten auch zu Überreaktionen von anderen Leuten führt, was dann wiederum meine Freiheit einschränkt.
      Das “Wie” macht also auch bei mir einen großen Unterschied, auch wenn ich der Meinung bin, dass man sein Kind dezent in fast jedem Umfeld stillen können sollte. Auf die Toilette musste ich zum Glück nie ausweichen.

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        mom sagte:

        Aber warum ist das so schlimm und unendlich störend, wenn eine Frau NICHT dezent stillt? Das geht mir zu sehr in die Richtung “Mädchen müssen leise sein und sich sittsam benehmen. Und immer aufrecht und mit zusammengepressten Knien sitzen.” Etc.

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          Rosalie sagte:

          Es hat nichts mit einer weiblichen Opferrolle zu tun. Aber ein Kind zu bekommen berechtigt eben nicht dazu, sich über alles hinweg zu setzen. Wie gesagt, pinkelt ein Mann öffentlich, stört es mich auch. Und ich hab auch noch nie jemanden getroffen, der einfach so oben ohne in einem Restaurant saß, weil er/sie keine Lust auf Bekleidung hatte. Warum also mit Kind? Doch nur, weil die Mutter a nicht merkt, dass es andere stört (etwas rücksichtslos ist) oder weil sie ein Statement machen will. Der Öffentliche Raum ist aber eine Zone in der recht strenge Konventionen gelten, damit die Befindlichkeiten aller gewahrt werden. Warum sollte Stillen beinhalten, dass diese Konventionen nicht mehr gelten? Wenn Stillende wollen, dass man Rücksicht auf sie nimmt, so müssen sie auch im Gegenzug Rücksicht nehmen.
          Und b hat Stillen etwas mit dem Kind und mir als Mutter zu tun. Es geht eben niemanden etwas an, es ist privat, für manche sogar intim. Also brauche ich eine Umgebung, die Privatsphäre schafft. Das kann eine abgelegene Ecke sein, oder dass ich mich mit meinem Stuhl drehe und mich vom Präsentierteller abwende, oder ein Tuch etc. Je nach Situation.
          Eine Frau hat nicht automatisch mehr Rechte, nur weil sie stillt. Sie soll überall stillen können, immer wenn das Kind danach verlangt.

          Und ein weiterer Punkt stößt mir auf: Kinder werden in vielerlei Hinsicht von Eltern dazu benutzt Statements zu setzen. Klar, je kleiner sie sind, interessiert es sie nicht. Aber zum ersten werden sie größer und außerdem ist Unkenntnis durchs Kind kein Grund, seine Privatsphäre nicht zu schützen. Mein Kind will in dem Moment nur in Ruhe essen, kein plakativer Ausdruck für meine mütterlichen Fähigkeiten sein.

          Wenn ich also zum Stilltreff gehe und mit anderen Müttern rede, während die Kinder trinken, ist das etwas anderes, als wenn ich im Öffentlichen Raum als Kampfstillerin demonstrativ stille. Bei letzterem geht es nämlich nur bedingt ums Kind und Stillen, dafür umso mehr um die Mutterrolle an sich, die ich offensiv und uneingeschränkt ausleben möchte.

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          • Avatar
            mom sagte:

            – Es stört mich.
            – Die Mütter wollen ja nur provozieren.
            – Es gibt eine Konvention, dass man in der Öffentlichkeit nicht offensiv stillt. Das ist so.
            – Und es stört mich.
            – Und außerdem hat die Mutter ein Problem. Weil sie stillt ja nur offensiv, weil sie allen ihre mütterlichen Fähigkeiten beweisen will.

            Okay. Mit der selben Argumentationslinie (“es stört mich, es gibt eine Konvention, wer sie übertritt, hat ein tiefes inneres Problem. Und es stört mich.” kann man gegen so ziemlich alles von der Schulbildung für Mädchen bis zu langen Haaren bei Jungs sein.)

            Naja.

          • Avatar
            Rosalie sagte:

            Es gibt die Konvention, dass man in der Öffentlichkeit nicht mit nackten Brüsten rumsitzt/rumläuft. Ja. Und die gibt es, weil es eben andere stört, wenn jemand das tut. Warum ist eigentlich egal. Was mich aber an Ihrer schnippischen Argumentation stört ist, dass sie verlangt, man müsse auf Mütter Rücksicht nehmen, aber Mütter müssen ausschließlich auf ihre Kinder Rücksicht nehmen und dürfen allen anderen gegenüber alles. Und ja, das halte ich für problematisch. Vor allem, weil ja Stillen ohne Mehraufwand oder besondere Anstrengung auch so geht, dass man niemanden damit stört. Es ist ja kein großer Act. Und daher vermute ich eben, dass wer bewusst offensiv stillt eben provozieren will. Dann darf man sich aber auch nicht wundern und beleidigt sein, wenn man damit auf Widerstand stößt. Andere haben nämlich auch Befindlichkeiten, die nicht weniger wichtig sind als die von stillenden Müttern.

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            Kathrin sagte:

            Und Sie haben Ihr Kind wirklich gestillt?
            Dann müssten Sie auch wissen, dass das Unterwegssein mit Babies relativ problematisch ist, trotz Stillkleidung und so weiter.

            Das Schreien des Babys ist ja schon eine nicht sehr entspannende Situation und teilweise erntet man auch böse Blicke.
            Dann kann es durchaus mal passieren, dass jemand ein kleines Stück Busen beim Anlegen sieht. Und zwar NICHT aus mangelnder Rücksichtnahme (schließlich versucht man ja das Kind zu beruhigen) oder Kampfeslust, sondern aus “Schusseligkeit” . Es mag vielleicht vereinzelt Frauen geben, die sich gern präsentieren, aber die Mehrheit hat andere Sorgen, zum Beispiel ein schreiendes Baby.

  12. Avatar
    Naemi sagte:

    Selbst gestillt habe ich noch nicht. Der Entbindungstermin ist erst im Juni 😉 Aber Jana hatte ja auch nach besonderen Orten gefragt und da fiel mir ein, dass meine Mutter meinen Bruder damals auf der Skipiste gestillt hat 🙂

    @Jana: ich bin vor ein paar Wochen auf Deinen Blog gestoßen und seit dem begeisterte Leserin 🙂 Unter anderem haben die Geburtsberichte dazu geführt, dass ich mich im Geburtshaus angemeldet habe.

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  13. Avatar
    Rebecca sagte:

    Mein ungwöhlichstes Stillerlebnis:
    Auf einer Fähre von DK nach Sylt habe ich einen Sitzplatz gesucht um meinen Sohn zu stillen. Zwischen zwei älteren Heeren – steil gegen die 80 – dann auch eine Platz gefunden. Ich wollte höflich sein & habe kurz die beiden Männer gefragt, ob es sie denn stören würde, wenn ich nun hier mein Kind stille. Beide Männer haben sich schrecklich aufgeregt, nicht über mich, sondern was das für eine Gesellschaft sei, in der Mütter solche Fragen stellen müssten. Sogar ein Brötchen wollten sie mir holen gehen “wenn sie stillen junge Frau, dann müssen sie auch essen.” Die ältere Generation ist manchmal doch entspannter als wir jungen Hüpfer denken.

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      Katharina sagte:

      Wow das ist mit abstand die niedlichste Geschichte die ich lange gelesen habe 😀 Das hat mich gerade so aufgeheitert 😀
      Ich kriege zwar erst im September ein Baby, und muss ja sowieso erstmal anfangen zu stillen, aber ich hoffe doch sehr dass mir solche Begegnungen vielleicht auch mal vergönnt sein werden 🙂
      Danke fürs teilen, du hast jemandem den Tag gerettet 🙂

      LG katharina

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  14. Avatar
    Nestingmom sagte:

    Toller Artikel! Aber was für ein Wahnsinn dass dieses Thema immer wieder aufkommen muss. Ich persönlich hatte in meinen 2 Stilljahren nie negative Kommentare und ich hab echt immer und überall gestillt. Einmal haben mich 2 Frauen in den 50ern in der Ubahn gefragt ob ich grad gestillt habe und fanden das super. Ich hatte den Sohn im Tragetuch und (fast) keiner hat es gemerkt. Bester Ort? Ich im weißen Hochzeitsreise im Standesamt kurz nachdem wir getraut wurden und uns eigentlich jeder gratulieren wollte. Aber Sohnemann brauchte einen Beruhigungsschluck.

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  15. Avatar
    Mammut sagte:

    Ich stille überall wo und wann es nötig ist, im Restaurant, am Strand, im Park, auf der Fähre, im Lesesaal auf Borkum usw. nur nicht wo wir zwei uns nen Schnupfen holen oder an einem Ort wo ich selbst nix runter bekäme. Glotzt wer, glotze ich zurück, verbal musst ich mich bisher so noch nie äußern, zum Glück, meine Antwort würde nicht nett ausfallen. Natürlich habe auch ich en Tuch oder Schal dabei, den ich gern nutze idR aber mehr damit der Kleine weniger abgelenkt ist, als um mich groß zu verhüllen.

    Ähnlich “rücksichtslos” bin ich auch beim wickeln, wenn sich ein Restaurant als kinderfreundlich ausgibt und keinen Wickelplatz hat, dann wickele ich den kleinen Mann auch schonmal an Ort und Stelle. Der Gipfel der Freundlichkeit widerfuhr uns übrigens um Silvester, bei frostigen Temperaturen und Schneedecke: wir waren mit der ganzen Familie zu Kaffee und Kuchen eingekehrt. Mein Mann fragte die Bedienung höflich wo er denn wickeln könnte, woraufhin wir den Hinweis bekamen, dass es quer über den Parkplatz eine öffentliche Toilette gäbe, die wir nutzen könnten – für einen 2,5 Monate alten Säugling wohl kaum ein angemessener Ort, was auch immer der Knigge dazu sagen mag.

    🙂

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    Tina sagte:

    Ich bin noch nie dafür zurechtgewiesen worden.
    Im Gegenteil, ich mache viele positive Erfahrungen, generell mit meinen 3 Kindern, wenn ich unterwegs bin. Manchmal noch 1-2 Nichten dabei (was nach außen dann schon gern wie ne Assi-Mutter aus RTL Mitten im Leben wirken könnte ;-).
    Ich stille aber auch lieber zurück gezogen. Frage z.B. nach, ob es die Möglichkeit für Rückzug gibt. Auch mein Mann setzt sich zB gerne unauffällig so hin, dass niemand unbedingt was merkt oder zu sehen bekommt.
    Was mich eher nervt ist, wenn Menschen sich nicht dezent mit den Blicken woanders hin bewegen, nachdm ich geäußert habe, dass ich stillen möchte. Dass ist unangenehm, denn ich möchte ungern, dass jemand den kurzen Moment bis das Kind “andockt” jemand meine Brust sieht.

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    jukefrosch sagte:

    Ich bin ziemlich schmerzbefreit, was das Stillen angeht. In jeglicher Hinsicht. 😉

    Ich stille, wann und wo es nötig ist, auch in der Kirche (Vorraum und Innenraum) und auch auf einem Platz irgendwo in der Innenstadt. Bisher hat mich niemand angesprochen und schon gar nicht zurechtgewiesen. Ich glaube, es hat nicht mal jemand geguckt, aber das wäre mir auch ziemlich egal.

    Das war jetzt allerdings auch übers Winterhalbjahr, wo man eh viele Schichten Klamotten trägt, im Sommer wäre das alles vielleicht etwas auffälliger. Aber da mache ich mir keine Gedanken. Zur Not ein Tuch drüber, das hab ich zumindest in der Innenstadt auch schon gemacht, aber auch eher weil das Kind sonst abgelenkt ist und rumguckt.

    Ich kriege immer die absolute Krise, wenn ich mal wieder lesen muss, dass einer Mutter das öffentliche Stillen quasi verboten wurde. Es ist mir wirklich unbegreiflich.

    Für mehr Stillen in der Öffentlichkeit!

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    Marisol sagte:

    Vor einiger Zeit stillte meine Freundin im Biergarten eines italienischen Restaurants. Sie hatte sogar ein Stilloberteil an, man sah also überhaupt nichts von ihrer Brust.Es waren kaum andere Leute dort, da es Nachmittag war. Wie sich zeigte, war das bereits dem Kellner zuviel. Er ignorierte die stillende Freundin komplett, brachte nur uns beiden anderen eine Karte und fragte auch nur uns, ob wir etwas bestellen wollen. Nachdem er uns die Getränke gebracht hatte, haben wir ihn nicht mehr gesehen.

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    Frollein M sagte:

    Stillen war die ersten Monate bei uns etwas problematisch, wie oben schon mal geschrieben ging das nur in Seitenhaltung und mit Kissen. Da unsere Kleine aber netterweise eher längere Stillabstände hatte, kam ich trotzdem auch mal länger als ne Stunde raus 🙂
    Irgendwann kam natürlich der Moment, da das Kind Hunger hatte, wir aber noch unterwegs waren, also musste ich notgedrungen auf einer Parkbank stillen. Um die anderen Leute hab ich mir da gar keine Gedanken gemacht, ich war heilfroh, dass wir das Stillen irgendwie hinbekommen haben. Von da an habe ich mit dann auch getraut, unterwegs zu stillen, je älter unser Mädchen wurde, desto besser klappte das auch. Gestillt habe ich tatsächlich dann überall, natürlich gern in einer ruhigen Ecke, und wiklich auch schon mal auf nem Klo, weil einfach keine andere Sitzgelegenheit da war. Irgendwelche negativen Erfahrungen hatte ich nie, im Restaurant habe ich manchmal gesagt, dass ich mich zum Stillen gern in die ruhige Ecke da setzen würde, das war immer total in Ordnung, die meisten haben sehr positiv reagiert, manchmal sogar noch ein Wasser gebracht. Am schlimmsten war es auf einem Festival, ich hätte mich gern irgendwo an den Rand an eine Hecke oder so gesetzt, aber leider wurde dermaßen viel wildgepinkelt, dass mir das echt zu eklig war. Hab dann im Sanizelt ein Plätzchen gefunden.
    Ich finde Demonstrations-Stillen schon auch etwas nervig, muss meiner Meinung nach nicht sein. Aber egal wie jemand stillt, blöde Kommentare oder Stillverbot gehen gar nicht. Stillen ist nicht vergleichbar mit öffentlichem Pinkeln, man verschmutzt nichts und unhygienisch ist es auch nicht. Öffentlich Stillen ist doch eher vergleichbar mit dem Kleidungsstil, man kann mehr oder weniger Haut zeigen. Es gibt Leute, die sich extrem knapp oder figurbetont kleiden und sich damit wohl fühlen und eben Mütter, die ohne Hemmungen alles raushängen lassen. Die Leute die sich über zu offensives Stillen in der Öffentlichkeit aufregen, finden sehr warscheinlich auch knappe Röcke oder tiefe Auschnitte anstössig. Das ist einfach Geschmackssache und eine Frage der Schamhaftigkeit.

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    Vivienne sagte:

    Ich finde es großartig und wunderschön wenn Mütter ihre Kinder stillen wo und wann sie wollen. Meinetwegen können auch vorübergehend mal Brüste raus hängen, schade, dass das so ein Problem für viele ist.
    Leider habe ich mich selber nie getraut mein Baby öffentlich zu stillen, ich habe mich immer ins Auto zurückgezogen und längere Ausflüge vermieden. In meiner kleinen Heimatstadt habe ich noch nie jemanden öffentlich stillen gesehen. Wenn man hier 6 Monate stillt wird man schon als Langzeitstillende betrachtet und schräg angeguckt. Ich habe mein Baby trotzdem 19 Monate gestillt. Stillen ist so was schönes, es ist schade, dass ein großer Teil der Mütter so schnell wie möglich abstillen will. Wenn öffentliches Stillen selbstverständlicher wäre, würden sicher mehr Mütter länger stillen, einfach weil es normaler wäre. Und es würden sich mehr verklemmte unsichere Mütter wie ich mit ihrem Stillbaby vor die Tür trauen.

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  21. Avatar
    Jonna sagte:

    Ich bin neulich im Einkaufszentrum bei mir um die Ecke von einem Sicherheitsmann darauf hingewiesen worden, dass es im Wickelraum auch eine Stillecke gäbe, diese könne ich doch bitte beim nächsten Mal nutzen. Die Argumentation war schlicht absurd und zusammenhanglos (man wolle nicht, dass Voyeure gucken, außerdem seien viele Kunden Moslems und es gäbe ja eine Hausordnung) und gipfelte in der Abschlussbemerkung “zu viel Natürlichkeit ist eben heute nicht mehr angesagt” – WIE BITTE??? Soll ich meinem Sohn jetzt die Flasche geben, weil es angesagter ist?! Ich war sprachlos. In der Hausordnung wird stillen natürlich mit keinem Wort erwähnt. Eine Freundlin erzählte mir später, in der Stillecke stinke es bestialisch, weil der dort stehende Windeleimer nie geleert wird. Ich habe das bisher noch nicht ausprobiert, ich gehe jetzt erstmal zwischen den Stillmahlzeiten einkaufen und überlege immer noch, mich beim Management des Einkaufszentrums zu beschweren.

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  22. Avatar
    Antje Knop sagte:

    Mein Sohn ist 7,5 Monate alt und ich habe ihn bisher immer und überall gestillt: im Restaurant, in extra Stillecken, vor den Schwiegereltern/Freunden/Kollegen und wenn es nicht anders ging auch im Auto. Ist für mich kein Problem, ich hab meistens spezielle Still-Oberteile an, da es mir wichtig ist, das ich keinen kalten Rücken und Bauch bekomme. Habe bisher auch noch nie einen blöden Kommentar oder Blick bekommen, wer sich das traut, bekommt auch etwas Passendes von mir zurück. Was mich aber sehr ärgert, sind die negativen Kommentare andere Jung-Müttern, wenn ich erzähle, dass ich meinen Sohn mit 7,5 Monaten noch stille (nicht mehr voll, seit einem Monat bekommt er mittags Beikost in Form von Brei und Fingerfood). Da kommt der amüsierte Spruch, dass ich ihn dann bestimmt auch noch mit 2 Jahren stillen werde oder er mir beim Einkaufen das Shirt hochzieht, weil er Hunger hat. Ja und? Woher kommt gerade bei anderen Müttern die Abneigung gegen das Stillen? Viele stillen nur noch kurz und steigen dann auf Fertigmilch um, weil sie meinen nicht genug Milch zu haben, es zu anstrengend finden oder halt nicht mehr zeitgemäß. Haben die nicht mehr das Selbstvertrauen in sich und ihre Fähigkeiten als „Ernährerin“ und geben zu schnell auf, wenn es nicht sofort super klappt? Klar ist man etwas eingeschränkt, wenn man stillt, aber ich kann problemlos auf Alkohol verzichten und wenn ich mal weg möchte, gibt es Milchpumpen und den Papa mit Fläschchen. Es ist doch schön, wenn man es schafft sein Kind lange zu stillen, es stärkt die Abwehrkräfte, die emotionale Bindung (für beide Seiten) und das Urvertrauen wodurch die Kinder später selbständiger und sicherer werden. Ich wurde von meiner Mutter auch lange gestillt und habe keine Nachteile dadurch. Im Gegenteil, ich habe zu ihr eine sehr gute Bindung, bin selbstbewusst und fühle mich wohl so wie ich bin. Und genau das möchte ich meinem Sohn auch mitgeben.

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  23. Avatar
    Kathrin sagte:

    Hallo!

    Ich stille meine Tochter nicht gerne in der Öffentlichkeit, da meine Brüste sehr groß sind und somit ein “diskretes” Stillen nicht so gut möglich ist. Auch meine Tochter will beim Stillen Zweisamkeit :-). Ihr ist es schnell zu laut und dann trinkt sie nicht.

    Das ist aber nur mein persönliches Empfinden. Ich bewundere jede Mutter, die mit dem öffentlichen Stillen keine Probleme hat und dies auch notfalls verteidigt.

    Das manche Benimmpäpste das Stillen als “Herumspritzen von Körperflüssigkeit” bezeichnen und es damit mit Pinkeln in der Öffentlichkeit gleichsetzen, finde ich erschreckend und peinlich. Wer einer Mutter das Füttern ihres Kindes (auf welche Art auch immer) verbieten will, der ist unhöflich und schlecht erzogen!

    Meine nichtstillende Freundin bekam übrigens auch mal Probleme. Das abgekochte Wasser war ihr ausgegangen, sie kaufte eines und bat darum, dass man es ihr abkoche. Dies wurde ihr verweigert.

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  24. Avatar
    Mylady sagte:

    Das witzigste Erlebnis hatte ich mal bei meiner ehemaligen, muslimischen Nachbarin. Wir haben uns immer sehr gut verstanden und nach der Geburt wurden wir eingeladen doch auch kurz bei der Feier vorbei zu schauen…. Mein Mann, ich und unsere Kleine betraten die Wohnung und wurden an einem Raum voller Frauen auf Sofas vorbei in das kleine Schlafzimmer geführt. Dort wurden wir in einem wirklich kleinen Stuhlkreis liebevoll bewirtet und unterhielten uns gut. Plötzlich wurde das Kind etwas unruhig und die frischgebackene Mutter, holte oben aus ihrem Ganzkörpergewand, schwupp ihre (Echt große ;)) Brust raus, legte das Kind an und erzählte weiter. Das hat sich bei weniger als einem Meter Abstand zu meinem Mann schon etwas komisch angefühlt und mich überrascht…. Aber ich fand es auch ein einzigartiges Erlebnis, was ich bestimmt nicht so schnell wieder vergessen werde….;)

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